Sachverhalt:
 

Das Gebäude des städtischen Kinder- und Jugendzentrums „Die Wache“ an der Mont-Cenis-Straße 292 präsentiert sich derzeit äußerlich in einem desolaten Zustand. Dieses negative Erscheinungsbild resultiert vor allem aus der verschmutzten und mit unzähligen Graffiti verunstalteten Fassade. Auch wenn das Gebäude aufgrund eines Hausschwammbefalles ein Sanierungsobjekt darstellt, so scheint sich keine neue Unterbringungslösung für das Jugendzentrum vor 2023 abzuzeichnen. Das Gebäude wurde 1894 errichtet, diente im Laufe der Jahrzehnte als Amtshaus, Verwaltungsnebenstelle und Polizeiwache. Im Hinblick auf die Relevanz der Jugendarbeit und der historischen Bedeutung des Gebäudes für den Stadtteil, erscheint der derzeitige Zustand inakzeptabel. Neben der Sanierung der Fassade sollte daher auch über eine Unterdenkmalschutzstellung nachgedacht werden.

Die CDU-Fraktion bittet Sie, in der nächsten Sitzung der Bezirksvertretung Sodingen am 24.03.2021 nachstehende Fragen von der Verwaltung beantworten zu lassen:

1. Ist der Verwaltung der Zustand der Fassade bekannt und gibt es Pläne diesen zu beheben bzw. zukünftig einem solchen entgegenzuwirken?

2. Gibt es einen aktuellen Sachstandbericht über den Hausschwammbefall nach den zurückliegenden Sanierungsarbeiten?

3. Steht das Gebäude im Eigentum der Stadt und gibt es bereits Pläne für eine Anschlussnutzung, wenn ein neuer Standort für das Jugendzentrum gefunden wurde?

4. Wurde eine Unterdenkmalschutzstellung bereits in Erwägung gezogen?

5. Wurden vor der Pandemie die im Flyer der Stadt aufgeführten Angebote im vollen Umfang durchgeführt?

6. Wie gut werden die Angebote angenommen bzw. wie ausgelastet ist das Jugendzentrum und gibt es Erhebungen über die Altersstrukturen und Herkunft der Kinder und Jugendlichen?

Antwort:

Zu 1.

Der Zustand ist der Verwaltung bekannt. Die Fassade kann im unteren Bereich gestrichen werden. Um die behandelten Flächen vor erneuten Schmierereien zu schützen wird geprüft, ob eine „Opferschicht aufgetragen werden kann. Ggf. besteht die Möglichkeit, zusammen mit der Jugendkunstschule und / oder Jugendlichen aus dem Jugendzentrum ein „Graffiti-Projekt“ zu initiieren, um die Fassade zu verschönern.

Zu 2.

Die Sanierung der Holzkonstruktion wurde im Jahr 2014 durchgeführt. Im Rahmen einer Begehung durch ein externes Unternehmen im Jahr 2018 wurde ein Pilzbefall im Bereich der Dachkonstruktion auf dem Dachboden festgestellt. Daraufhin ist ein Gutachter beauftragt worden. In der Stellungnahme wurde mitgeteilt, dass kein Befall durch den Hausschwamm (Pizmyzel) vorlag. Es wurde empfohlen, eine jährliche Inspektion vorzunehmen.

Zu 3.

Das in Rede stehende Grundstück Mont-Cenis-Straße 292 befindet sich im Eigentum der Stadt Herne. Im Falle einer Standortwechsels des Jugendzentrums eignet sich der derzeitige Standort für die Anschlussnutzungen „Wohnen“ und „Dienstleistungen “.

Planungsrechtliche Vorgaben zur Grundstücksnutzung durch einen Bebauungsplan bestehen derzeit nicht.

Zu  4.

Das Objekt Mont-Cenis-Str. 292 war im Kulturgutverzeichnis der Stadt Herne gelistet, d.h. es war im Hinblick auf einen möglichen Denkmalwert zu untersuchen. Durch die LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen (LWL-DLBW) ist in der Vergangenheit dementsprechend eine gutachterliche Untersuchung und Bewertung durchgeführt worden. Mit Schreiben vom 09.01.2007 hat die Stadt Herne vom zuständigen Referat für Inventarisation und Bauforschung der LWL-DLBW eine negative Benehmensherstellung bzgl. einer Unterschutzstellung erhalten, d.h. eine Eintragung wurde abgelehnt.

Zu 5.

Für das Kinder- und Jugendzentrum „Die Wache“ wurde im Herbst 2019 ein neuer Flyer erstellt. Die dort aufgeführten Angebote wurden bis zu den pandemiebedingten Einschränkungen 2020 in vollem Umfang durchgeführt.

Zu 6.

Besucherstruktur:

Die Einrichtung wird von Kindern (6 bis 10 Jahre), Teenies (10 bis 14 Jahre) und Jugendlichen (14 bis 20 Jahre) besucht.

Im Kinderbereich sind täglich ca. 20 Besuchende in der Einrichtung. Der Teeniebereich ist momentan Kernstück der offenen Arbeit. Hier waren es täglich bis zu 30 Besucher*innen. Mit der Gruppe der Teenies im Jugendbereich, befindet sich die Wache seit 2019 in einem Umbruch. Mit dem jüngeren Publikum in diesem Bereich haben sich die älteren Jugendlichen bis auf eine kleine Gruppe von ca. 10 Besucher*innen zurückgezogen.

„Die Wache“ ist unter den städtischen Jugendzentren die Einrichtung mit dem höchsten Anteil an Stammbesucher*innen (Besucher*innen die nicht täglich, aber regelmäßig kommen), der trotz Pandemie in 2020 bei 200 lag. Im Rahmen der fachlichen Bewertung wird dieses Ergebnis auf die zentrale Lage der Einrichtung im Stadtbezirk Sodingen zurückgeführt. Auf ihren Wegen durch den Stadtbezirk kommen Teenies und Jugendliche zwangsläufig an der Einrichtung „Die Wache“ vorbei. Dies führt dazu, dass die Wache nicht nur für gezielte Angebote aufgesucht wird, sondern auch Ausgangspunkt für das Treffen mit der Clique darstellt oder ein Kurzkontakt zu den Mitarbeitenden gesucht wird.

Die Einrichtung wird von jungen Menschen aus unterschiedlichen Herkunftsländern besucht. Es existiert eine gute soziale Mischung. Es werden ebenfalls viele Kinder aus Familien erreicht, die mit verschiedensten Dienstleistungsbereichen des Jugendamtes in Kontakt stehen. Für die Fachkräfte ist dies ein sicheres Indiz dafür, dass „Die Wache“ viele junge Menschen mit Unterstützungsbedarf erreicht. 

Den Mitarbeitenden der Einrichtung sind sowohl die Herkunft der jungen Menschen sowie das Alter bekannt. Bezüglich der Herkunft ist hervorzuheben, dass immer mal wieder Kinder aus Südosteuropa „Die Wache“ besuchen.

Angebotsstruktur:

Die Angebote der Einrichtung erfreuen sich großer Beliebtheit. Dadurch dass ein Schwerpunkt auf der Durchführung von Angeboten unter Berücksichtigung der Bedürfnisse und Ideen der Kinder, Teenies und Jugendlichen erfolgt, ist die Auslastung in den unterschiedlichen Arbeitsfeldern der offenen Kinder- und Jugendarbeit hoch.

Zum Konzept der Wache zählen neben den Öffnungszeiten der Einrichtung auch regelmäßige Angebote der herausreichenden Arbeit. Dazu zählen Angebote der Spielbusarbeit. Im Sommer letzten Jahres war der Spielplatz an der Bladenhorster Straße einmal wöchentlich Standort für mobile Angebote.

Zusätzlich war das Team der Jugendförderung regelmäßig im Stadtteil unterwegs, um mit Jugendlichen ins Gespräch zu kommen.

In der Zeit der Pandemie hat das Team der „Wache“  neben erlaubten Kleingruppenangeboten einen Schwerpunkt auf digitale Formate gelegt. Zum Beispiel können Kinder und Teenies sich regelmäßig Angebotstüten in der Einrichtung abholen und anschließend mit Mitarbeitenden auf der Onlineplattform Discord gemeinsam durchführen. Zusätzlich bietet das Kinder- und Jugendzentrum  innerhalb der Woche tägliche Beratungs- und Sprechzeiten für junge Menschen unter Beachtung der aktuell geltenden Coronaschutzbestimmungen an.

In den Sommer- und Herbstferien haben die Mitarbeitenden ergänzend  Wochenendangebote durchgeführt.