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Sonntag, 4. Dezember 2022

Wir freuen uns sehr, Ihnen einen weiteren Beitrag einer Herner Bürgerin zu präsentieren, der uns auf unseren Aufruf hin erreicht hat. Im folgenden Beitrag nimmt Frau Edeltraut Krause Sie mit auf eine Reise in die Vergangenheit - ihre Erinnerungen an Weihnachten aus der Kindheit. Vielleicht weckt ja das Ein oder Andere auch bei Ihnen eine versteckte Erinnerung an vergangene Weihnachtszeiten?

Wir bedanken uns nochmal sehr herzlich bei Frau Krause und wünschen Ihnen allen nun viel Freude an und mit diesen schönen Erinnerungen!

Weihnachten – meine Erinnerungen der Kindheit

Weihnachten steht vor der Tür und da sind die Erinnerungen an die Weihnachtszeit meiner Kindheit besonders lebhaft. Der geschmückte Baum, die Bescherung, dieknusprige Gans, das besondere Gefühl an Weihnachten…

Spätestens wenn wir in der Grundschule Weihnachtsgedichte auswendig lernen mussten, wusste ich, jetzt beginnt auch wieder zu Hause die Zeit der Heimlichkeiten und Geheimnisse. Für die gemeinsame Weihnachtsfeier mit den Eltern und Verwandten wurde kurz vor den Weihnachtsferien eine Weihnachtsgeschichte aufgeführt. Mit ernstem Gesicht, oben auf der Bühne, wurde das Erlernte vorgetragen.

Kinder auf einer Bühne

Mein Weihnachtsgedicht habe ich dann in besonders schöner Schrift als Weihnachtsgeschenk für meine Mutter aufgeschrieben. Es waren immer mehrere Versuche nötig, bis es zum Verschenken geeignet war.

Ich wohnte damals mit meiner Mutter und der älteren Schwester in einer kleinen Wohnung in Berlin. Es war in eines dieser großen Mietshäuser, Vorderhaus, Seitenflügel und Hinterhaus mit jeweils 5 Etagen. Typischer Berliner Altbau, wo es immer nach Bohnerwachs roch.

Die gegenwärtige Winterperiode weckt Erinnerungen an die zurückliegenden Winter meiner Kindertage. Die Winter waren von langer Dauer, mit großer Kälte und viel Schnee. Der erste Schnee fiel meistens schon im November.

Unsere beiden Zimmer, es waren die Küche und ein Wohn-Schlafraum, wurden mit Kohle beheizt und in den Frostnächten wuchsen die Eisblumen an den Fensterscheiben. Eigentlich waren sie schön anzuschauen. Wenn ich durchgefroren vom Schlittschuhlaufen kam, wärmte der Kachelofen im Wohnzimmer Hände und Füße und aus dem Wärmefach des Ofens kam der Duft eines Bratapfels.

Der Kochherd in der Küche hatte zwei Feuerstellen und eine Backröhre. Auf den Feuerstellen lagen unterschiedlich große Ringe ineinander. Um die Hitze beim Kochen zu erhöhen, nahm man Ringe weg und die Töpfe standen direkt über der Flamme. Meine Mutter war eine leidenschaftliche Köchin und Bäckerin. In der Adventszeit duftete es in der ganzen Wohnung nach köstlichen Leckereien. Wenn meine Mutter den Kuchenteig knetete, kniete ich am Tisch, weil es immer was zu naschen gab. Nachbarn brachten ihre Kuchen zum Backen und das selbstgemachte Brot schmeckte am allerbesten. Es war schon eine Kunst in dieser Backröhre die richtige Temperatur für das jeweilige Backwerk zu erzeugen. Die Backbleche standen auf feuerfeste Steine oder direkt auf dem Boden der Backröhre. Immer am 23. Dezember machten wir uns auf den Weg, um den Weihnachtsbaum zu kaufen. Die Auswahl war nicht so üppig wie heute. Aber wenn wir dann unseren Wunschbaum gefunden hatten, bekamen meine Schwester und ich einen heißen Kakao und meine Mutter kaufte sich einen Glühwein. Der heiße Becher – mit den Händen eng umschlungen – wärmte unsere kalten Finger. Glücklich trugen wir zu dritt unseren Tannenbaum nach Hause.

Wir nahmen auch noch einzelne Tannenzweige mit, um kahle Stellen am Weihnachtsbaum auszufüllen. Es wurde ein kleines Loch in den Stamm gebohrt, der einzelne Zweig hineingesteckt und so stand dann der allerschönste Baum, geschmückt mit Kerzen, Kugeln, Lametta, Zuckerstangen und bunten Schokoladenkringeln, in seiner vollendeten Pracht bei uns im Wohnzimmer. Kleine rote Äpfel wurden blank gerieben und in die Tannenzweige gehängt. Es roch wunderbar, nach frischem Tannengrün und Äpfeln und nach Weihnachten. An die Tradition unserer Familie, den Weihnachtsbaum am 23. Dezember zu schmücken, halte ich bis heute fest.

Am 24. Dezember werkelte meine Mutter schon recht früh in der Küche, denn die Vorbereitung zu unserem Weihnachtsbraten war ziemlich aufwändig. Im Herd knisterte das brennende Holz und bald würde die Weihnachtsgans in der Bratröhre brutzeln.

Das Federvieh konnte man damals nicht so bratfertig kaufen wie heute. Beim Schlachter hingen die Gänse in ihren Federkleid, mit dem Kopf nach unten. Frisch geschlachtet und eingewickelt in Zeitungspapier, trugen wir „unsere“ Gans nach Hause.

In der Küche saß dann meine Mutter vor einer Wanne und rupfte die Gänsefedern dort hinein. Die Federn flogen überall herum, besonders die Daunen und die kitzelten in der Nase. Schnell sah ich aus wie ein Schneemann.

Meine Mutter hatte Übung im Gänserupfen. Mit der einen Hand hielt sie die Gans fest und mit der anderen griff sie in die Federn und in Federkielrichtung wurden die Federn herausgezogen. Bratfertig war die Gans noch lange nicht. Die restlichen Kiele, die noch in der Haut steckten, wurden entfernt, die Daunenreste abgeflämmt und die Innereien rausgenommen. Endlich lag unsere Weihnachtsgans, mit Salz eingerieben, gefüllt mit Äpfeln und Zwiebeln im großen Bräter in der Backröhre.

Gänsebraten

Quelle: Adobe Stock

Der Heilige Abend war da und wir freuten uns auf die Weihnachtsbescherung. Beide, meine Schwester und ich, bekamen immer einen „bunten“ Teller mit Süßkram, Nüssen und Weihnachtsprinten. Ein Apfel, eine Mandarine und eine Orange fehlten nie, Schokoladenkringel mit bunten Perlen, Marzipan und ein Schokoladenweihnachtsmann…aber wir mussten auch ein Gedicht aufsagen. Ich erinnere mich, dass meine Schwester zu einem Weihnachten einen Hula-Hoop- Reifen bekam, den sie sich so innigst gewünscht hatte. Ich saß vor einer kleinen Puppenstube, zwei Räume, einer rechts und einer links, die Wände tapeziert mit echter Tapete, eine gehäkelte Gardine vor der Fensteröffnung und am kleinen Wohnzimmerschrank konnte ich Glastüren hin- und herschieben.

Meine Mutter wickelt wie jedes Jahr die Papierrolle mit meinem Weihnachtsgedicht auf, legte sorgfältig das bunte Band an die Seite, und las das Gedicht laut vor. Es kamen die Nachbarn und wir haben gemeinsam Weihnachtslieder gesungen. Er war da, der fröhliche Weihnachtsabend.

Noch gut daran erinnere ich mich, dass meine Mutter am Heiligen Abend, wie so viele Menschen damals, eine Kerze in das Fenster stellte. Ursprünglich brannten nach 1945, nach dem Ende des zweiten Weltkrieges, in Deutschland in vielen Fenstern Kerzen. Mit dieser Geste wurde den Kriegsgefangenen gedacht, die bis dahin noch nicht heimgekehrt waren. Meine Mutter dachte an ihren Zwillingsbruder und heimlich wischte sie sich die Tränen weg.

© Edeltraut Krause