Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen in Herne zeigt es: Der Bedarf an qualifizierten Nachwuchskräften ist da. Auch die Relation von Ausbildungsstellen zu Suchenden hat sich gegenüber dem Vorjahr erfreulich verbessert. Doch Jugendliche ohne Ausbildungsplatz und unbesetzte Ausbildungsstellen gibt es leider trotzdem.
In Herne waren bis zum Abschluss des Ausbildungsjahres insgesamt 1.385 Interessierte als Bewerber*innen für eine Ausbildungsstelle oder ein duales Studium bei der Berufsberatung gemeldet. Insgesamt hat sich die Zahl junger Menschen auf der Suche nach einer Ausbildung damit ganz leicht um 14 Personen (1 Prozent ) erhöht. Im Vergleich dazu stieg die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen und dualen Studiengänge deutlich, und zwar um 12,7 Prozent (101 Stellen) auf insgesamt 898 Ausbildungsplätze.
Stephanie Herrmann, operative Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit, freut sich über das Mehr an gemeldeten Ausbildungsstellen: „Der Bedarf an Nachwuchskräften ist da. Das ist offensichtlich. In Zeiten von Fachkräftemangel können wir es uns nicht leisten, auf Nachwuchs zu verzichten. Jede Arbeitskraft wird auf dem Arbeitsmarkt benötigt. Unser Fokus wird zukünftig noch stärker auf diejenigen gerichtet sein, die einen höheren Unterstützungsbedarf auf der Suche nach einer Ausbildung benötigen. Niemand darf auf dem Weg ins Berufsleben verloren gehen.“
"Die Jahresbilanz zum Ausbildungsmarkt zeigt, dass in Herne allein die Zahl der betrieblichen Ausbildungsstellen um 12,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen ist. Und das gegen den Trend im Ruhrgebiet, wo diese Zahl zurückgegangen ist. Der Anstieg in Herne ist eine erfreuliche Entwicklung, die zeigt, dass unsere Stadt ein attraktiver Ausbildungsstandort ist. Der Anteil der Auszubildenden an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten liegt bei acht Prozent. Das ist eine Steigerung von 2,5 Prozent im Vergleich zum Jahr 2018. Damit belegt Herne im aktuellen Städtetest der Wirtschaftswoche in der Rubrik 'Wo es mehr Azubis gibt' erneut deutschlandweit den ersten Platz", erklärte Hernes Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda.
Dr. Katja Fox, Mitglied der Hauptgeschäftsführung der Industrie- und Handelskammer Mittleres Ruhrgebiet, freut sich über die stabile Lage am Ausbildungsmarkt im Kammerbezirk: „Im Oktober dieses Jahres lag die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge bei 2005, ein Rückgang von 0,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. In Herne ist allerdingsein größerer Rückgang zu verzeichnen: Unsere IHK zählte hier 412 abgeschlossene Ausbildungsverträge, ein Minus von 3,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr, darunter 235 Verträge für kaufmännische Berufe (-10,6 Prozent) sowie 177 Verträge im industriell-technischen Bereich (+8,6 Prozent). Es bestätigt sich ein Trend, der sich schon im Vorjahr abgezeichnet hat: Im industriell-technischen Bereich ver-zeichnen wir einen starken Anstieg an neuen Berufsausbildungsverträgen. Dagegen sinkt der Anteil der kaufmännischen Ausbildungsverträge. Auffällig ist auch, dass viele Verträge bereits in der Probezeit gelöst werden. Im Anschluss können die Betriebe die frei gewordenen Stellen nicht nachbesetzen.“
Geschäftsführer Dirk W. Erlhöfer von den Arbeitgeberverbände Ruhr/Westfalen freut sich über das gestiegene Angebot auf dem Ausbildungsmarkt: "Knapp 13 Prozent Steigerung bei den angebotenen Ausbildungsplätzen ist - gerade vor dem Hintergrund der angespannten wirtschaftlichen Lage - ein tolles Zeichen der Unternehmen. Weiterhin gilt aber, dass dies in Relation zu den Bewerberinnen und Bewerbern ausbaufähig bleibt. Sorge bereitet mir das offenbar große Matchingproblem: Ein Drittel der angebotenen Stellen bleibt unbesetzt, bei im Vergleich nur wenigen unversorgten Bewerberinnen und Bewerbern. Eine richtige Erklärung habe ich dafür nicht. Eventuell schlagen zu viele Suchende einen anderen Weg ein, wenn es mit der Ausbildungsplatzsuche nicht auf Anhieb klappt."
Hans-Joachim Drath, stellvertretender Kreishandwerksmeister der Kreishandwerkerschaft Ruhr, betont, dass eine Vermittlung in Ausbildung auch jetzt noch möglich sei: „Eine Ausbildung im Handwerk ist genau das Richtige. Das haben dieses Jahr 1.200 junge Menschen erkannt und zum Stichtag 30. September ihre Ausbildung im Ruhr-Handwerk begonnen. Das Ruhr-Handwerk steht zu seiner gesellschaftspolitischen Verantwortung und es benötigt engagierte Nachwuchskräfte. Wir möchten allen Unentschlossenen und ihren Eltern zurufen: Der Start in die Ausbildung ist immer noch möglich und setzt den Grundstein für vielfältige Entwicklungs- und Karrierechancen bis hin zur Selbstständigkeit! Das Handwerk ist Klimaschützer, Regionalversorger, Hightech, digital, krisenfest und vielfältig. Genügend Argumente für den richtigen Schritt Richtung Handwerk.“
Stefan Marx vom Deutschen Gewerkschaftsbund bleibt kritisch: „Seit Jahren haben wir ein großes Problem auf dem Herner Ausbildungsmarkt: Dieses ist für unsere Wirtschaft und für die unversorgten Jugendlichen gleichermaßen dramatisch. Wir wissen, dass der Bewerberinnen- und Bewerbermangel zum Teil hausgemacht ist. Die Betriebe müssen ihre Bemühungen verstärken, junge Menschen in Ausbildung zu bringen und sich von der Bestenauslese verabschieden. Hier müssen Unternehmen eine Schippe drauflegen!“
Das Angebot an Ausbildungsstellen in Herne ist bei Weitem noch nicht ausgeschöpft. Daher laufen die Vermittlungen über den Bilanzstichtag hinaus selbstverständlich weiter. Der Ausgleich auf dem Ausbildungsmarkt wird seit Jahren dadurch erschwert, dass Angebot und Nachfrage oftmals regional, berufsfachlich oder qualifikatorisch nicht immer zusammenpassen.
Aktuell zählt die Agentur für Arbeit in Herne noch 79 unversorgte Bewerberinnen und Bewerber. Um diese mit den noch unbesetzten Ausbildungsstellen zusammenzubringen, werden die Vermittlungsaktivitäten bis mindestens Ende des Jahres fortgesetzt. Außerdem melden sich in den nächsten Wochen erfahrungsgemäß noch junge Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen (wieder) auf der Suche nach einer Ausbildung sind. Auch Betriebe halten weiter Ausschau nach Arbeitskräften für Ausbildungsstellen, die (wieder) frei geworden sind. Es lohnt sich also weiterhin, sich mit der Agentur für Arbeit in Verbindung zu setzen, sowohl für die Ausbildungssuchenden als auch für die Betriebe.
Jugendliche in Herne suchen schwerpunktmäßig noch eine Ausbildung als: Kaufmann/-frau (Büromanagement), Anlagenmechaniker*in (Sanitär-/Heizung und Klimatechnik), Fahrzeuglackierer*in, Maler/Lackierer*in (Gestaltung/Instandhaltung), Fachinformatiker*in (Anwendungsentwicklung), Kaufmann/-frau im Einzelhandel, Verwaltungsfachangestellte/r (Kommunalverwaltung), Mediengestalter*in Digital und Print, Industriemechaniker*in und Chemikant*in.
Die regionalen Unternehmen haben bisher 898 Ausbildungs- und duale Studienplätze gemeldet. Das sind insgesamt 101 Stellen oder 12,7 Prozent mehr als vor einem Jahr. Rein rechnerisch kommen damit auf 100 Stellen 154 Bewerber*innen. Es blieben bislang 265 Ausbildungs- und duale Studienplätze unbesetzt, vor allem in den Berufen Kaufmann/-frau (Büromanagement), Fachverkäufer*in (Lebensmittel Handwerk und Bäckerei), Tiefbaufacharbeiter*in (Gleisbauarbeiten), Verkäufer*in und Medizinische*r Fachangestellte*r.
Die Berufs- und Studienberatung ist von überall telefonisch und per Videotelefonie montags bis freitags erreichbar und bietet individuelle Beratungen an: Hotline 0800 4 5555 00. Arbeitgeber, die freie Ausbildungsstellen melden möchten, können sich melden unter: 0800 4 5555 20.