Der Charakterdarsteller und Volksschauspieler Jürgen von Manger hat mit seiner Figur Adolf Tegtmeier eine sympathische und ruhrgebietstypische Kultfigur geschaffen. Er verbrachte bis zu seinem Tod im Jahre 1994 30 Jahre seines Lebens gemeinsam mit seiner Ehefrau Ruth in Herne.
Zu seinem Andenken findet seit 1997 der Wettbewerb für Bühnenoriginale "Tegtmeiers Erben" alle zwei Jahre statt.
Erfahren Sie hier mehr zu Jürgen von Manger, zu dem Wettbewerb und den bisherigen Preisträgern und Teilnehmern.
Am 15. März 1994 starb der Charakterdarsteller und Volksschauspieler Jürgen von Manger in Herne, im Herzen des Ruhrgebiets, wo er die letzten 30 Jahre seines Lebens zusammen mit seiner Frau Ruth verbrachte. 1923 in Koblenz geboren, zog er als Neunjähriger mit seiner Familie zunächst nach Hagen. Als Theaterschauspieler stand Jürgen von Manger ab 1947 unter Saladin Schmitt für drei Jahre auf der Bühne des Bochumer Schauspielhauses, anschließend ging er zu den Städtischen Bühnen Gelsenkirchen. Seine größte Popularität erlangte er praktisch über Nacht mit seiner selbst kreierten Kunstfigur 'Adolf Tegtmeier', mit der er 1961 zum ersten Male im Fernsehen auftrat und sogleich einen Riesenerfolg feierte. In dieser Rolle des kleinen Mannes von der Straße, der dem Volk liebevoll 'auf's Maul schaute', avancierte er alsbald bundesweit zur Kultfigur eines sympathischen, ruhrgebietstypischen Originals.
Markenzeichen gab es einige: seine Kappe, sein Schnäuzer, die buschigen Augenbrauen, die - durch einen ersten, leichten Schlaganfall verursachte - 'schiefe Schnute', seine unnachahmliche Mimik und Gebärde schlechthin, vor allem aber seine Aussprache, die zum häufig kopierten Prototyp eines Ruhrgebietsdialektes wurde, in Wirklichkeit aber keine spezifische Reviermundart war, sondern eine eigene Kunstsprache, die auch in anderen Ländern verstanden wurde. Dass Jürgen von Manger mit großem Erfolg auch in der Schweiz oder gar in Italien auftrat, wissen wohl die wenigsten. Noch erstaunlicher aber ist, dass er einige Auftritte sogar in italienischer Sprache vortrug. Ein Indiz dafür, dass 'Signore Tegtmeier' etwas zu erzählen hatte, seine Themen und Inhalte, aber auch sein hintergründiger Wortwitz grenzüberschreitend waren.
Geschichten wie "Der Schwiegermuttermörder" oder "Die Fahrschulprüfung" sind legendär, zeit- und grenzenlos.
Kein Wunder, dass sich noch heute viele Komödianten an Jürgen von Manger erinnern. Einige, die aus dem Großraum Ruhrgebiet stammen, wie Helge Schneider, Götz Alsmann oder die Missfits, können sich sogar ihre eigene Karriere ohne ihn kaum vorstellen. So kann man mittlerweile Jürgen von Manger und seine Figur des 'Adolf Tegtmeier' guten Gewissens als Vorreiter oder gar Zieh- beziehungsweise Großvater einer ganzen Komödiantengeneration bezeichnen.
1997, drei Jahre nach Jürgen von Mangers Tod, wurde anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Stadt Herne eine Projektidee aus den Flottmann-Hallen aufgenommen und der Wettbewerb für Bühnenoriginale "Tegtmeiers Erben" ins Leben gerufen.
Die in zweijährigem Rhythmus angelegte Veranstaltung erinnert an die herausragende Künstlerpersönlichkeit, den Volksschauspieler und Komödianten Jürgen von Manger und seine unvergessene Figur des Adolf Tegtmeier und ist der erste Kleinkunstpreis Deutschlands, der einer Person gewidmet ist.
Die Paten- beziehungsweise Schirmherrschaft für das Projekt hatte von 1997 bis 2015 Ruth von Manger, die Witwe des Künstlers, übernommen. Seit ihrem Tod im Jahre 2016 hat die Nichte von Ruth und Jürgen von Manger, Monika von Manger-Niggemeyer, die Schirmherrschaft inne.
Ursprünglich richtete sich der Wettbewerb an Solo-Künstler aus dem Ruhrgebiet und Nordrhein Westfalen, die im Rahmen eines circa 15-minütigen Auftritts eine eigenständig Charaktere oder Type überzeugend darstellen. Seit 2005 können Künstlerinnen und Künstler aus dem gesamten deutschsprachigen Raum teilnehmen. Der Begriff 'Bühnenoriginal' wurde aber alsbald wesentlich weiter gefasst zugunsten einer größeren Vielfalt und umfasst mittlerweile den gesamten Bereich der Wortschöpfenden – ob gesprochen oder gesungen. Einen wesentlichen Stellenwert hat neben der sprachlichen und inhaltlichen Leistung der Kurzbeiträge nach wie vor die darstellerische Qualität und in diesem Zusammenhang ganz besonders Ausstrahlung, Originalität, Eigenständigkeit und Wiedererkennungswert der Akteure. Diese Kriterien bedeuten allerdings auch, dass keine Tegtmeier-Parodisten gesucht werden. Mundarten und Dialekte jeglicher Couleur sind jedoch erlaubt.
Von 1997 bis 2011 gab es vor dem Finale in Herne (bis 2009 in den Flottmann-Hallen, anschließend im Kulturzentrum Herne) zusätzlich eine vorgeschaltete Tournee durch zunächst fünf, ab 2009 durch drei weitere Ruhrgebietsstädte in den Veranstaltungszentren Bahnhof Langendreer Bochum, Zeche Carl Essen, Fritz-Henssler-Haus Dortmund, Ringlokschuppen Mülheim und Ebertbad Oberhausen. Organisatorische Gründe haben dazu geführt, dass diese Tournee seit 2013 leider nicht mehr stattfinden kann.
Das Preisgeld hat sich in den letzten 20 Jahren verdoppelt. Waren es 1997 noch 10000 DM, ist der Wettbewerb seit 2015 mit insgesamt 10.000 Euro dotiert, geteilt in einen Publikums- und einen Jurypreis zu jeweils 5.000 Euro.
Der Publikumspreis wird aus den Stimmen aller Zuschauer der Tourneeorte ermittelt. Den Jury-Preis vergibt eine unabhängige, in der Regel fünfköpfige Jury, in der nur eine Person des Auswahlgremiums sitzt und die ausschließlich am Finalabend in Herne zusammenkommt.
Das Preissymbol für beide ist die Tegtmeier-Kappe aus Stoff.
Neben den Förderpreisen vergibt die Stadt Herne regelmäßig einen ideellen Preis, den 'TEGTMEIER', an herausragende Künstlerpersönlichkeiten und Bühnenoriginale aus der aktuellen Kleinkunstszene beziehungsweise TV-Branche mit überregionalem Bekanntheitsgrad.
Das Preissymbol ist eine circa acht Kilogramm schwere "Tegtmeier-Kappe" aus Bronze, gestaltet vom Recklinghäuser Künstler Heinrich Brockmeier. Jede 'Bronze'-Kappe ist ein Unikat, da für jeden Guss eine neue Form erstellt werden muss.
In besonderen Fällen wird ein zusätzlicher ideeller Preis, der 'Ehren-Tegtmeier für ein Lebenswerk', verliehen. 2007 bekommt diese Auszeichnung den Namen Jürgen-von-Manger-Preis. Das Preissymbol ist hier ebenfalls die 'Tegtmeier-Kappe' aus Bronze.
Das Finale wird seit der ersten Veranstaltung 1997 regelmäßig von WDR Radio 5 aufgezeichnet und ausgestrahlt.
Samstag, 8. November 1997 in den Flottmann-Hallen
Erster Preis (zu gleichen Teilen): Hans-Martin Eickmann und Martin F. Risse
Zweiter Preis: Heinz-Peter Lengkeit.
Weitere Teilnehmer: Klara Vöcklinghaus, Ralf Lambrecht, Kattrin Kupke
Tegtmeier-Ehrenpreis: Helge Schneider
Ehrenpreis für ein Lebenswerk: Tana Schanzara.
Moderator: Jürgen Uter
Samstag, 23. Oktober 1999 in den Flottmann-Hallen
Erster Preis: Stani
Zweiter Preis: Sascha Korf
Weitere Teilnehmer: Marc Breuer, Carsten Eichler, Michael Hummel, Franziska Mense-Moritz
Tegtmeier-Ehrenpreis: Kabarett-Duo 'Missfits'
Ehrenpreis für ein Lebenswerk: in diesem Jahr nicht vergeben
Moderatorin: Lioba Albus
Samstag, 10. November 2001 in den Flottmann-Hallen
Publikumspreis und Jury-Preis: Hennes Bender
Weitere Teilnehmer: Cordula Stratmann, Gigi Herr, Johann Könich, Achim Knorr, Dr. Welf Haeger
Tegtmeier-Ehrenpreis: Piet Klocke
Ehrenpreis für ein Lebenswerk: Hanns Dieter Hüsch
Moderator: Jochen Malmsheimer
Samstag, 22. November 2003 in den Flottmann-Hallen
Publikumspreis: Kai Magnus Sting
Jury-Preis: Hagen Rether
Weitere Teilnehmer: Christian Ehring, Ludger K., Ausbilder Schmidt, Marius Jung
Tegtmeier-Ehrenpreis: Hape Kerkeling
Ehrenpreis für ein Lebenswerk: in diesem Jahr nicht vergeben
Moderator: Jochen Malmsheimer
Samstag, 26. November 2005 in den Flottmann-Hallen
Publikumspreis: Christian Hirdes
Jury-Preis: Olaf Schubert
Weitere Teilnehmer: Fatih Cevikkollu, Rainald Grebe, Sven Kemmler, Barbara Kuster, Kay Ray, Dagmar Schönleber
Tegtmeier-Ehrenpreis: Georg Schramm
Ehrenpreis für ein Lebenswerk: in diesem Jahr nicht vergeben
Moderator: Jochen Malmsheimer
Samstag, 1. Dezember 2007 in den Flottmann-Hallen
Publikumspreis: Carolin Kebekus
Jury-Preis: Chin Meyer
Weitere Teilnehmer: Hans Gerzlich, Sebastian Krämer, Cindy aus Marzahn, Heinrich del Core
Tegtmeier-Ehrenpreis: Horst Schroth, Laudatio: Ulrich Waller
Ehrenpreis für ein Lebenswerk: Gerhard Polt, Laudatio: Jürgen Geers
Moderator: Heinz Gröning
Samstag, 28. November 2009 in den Flottmann-Hallen
Publikumspreis: Dave Davis
Jury-Preis: Marco Tschirpke
Weitere Teilnehmer: Sebastian 23, Carmela de Feo, Serhat Dogan, Nils Heinrich
Tegtmeier-Ehrenpreis: Ludger Stratmann, Laudatio: Fritz Pleitgen
Ehrenpreis für ein Lebenswerk: in diesem Jahr nicht vergeben
Moderator: Horst Schroth
Samstag, 19. November 2011. Erstmalig im Kulturzentrum Herne!
Publikumspreis: Sebastian Pufpaff
Jury-Preis: Matthias Reuter
Weitere Teilnehmer: Anka Zink, David Werker, Gunzi Heil, René Steinberg
Tegtmeier-Ehrenpreis: Urban Priol, Laudatio: Jochen Malsheimer
Ehrenpreis für ein Lebenswerk: Jochen Busse, Laudatio: Fritz Eckenga
Moderator: Helmut Sanftenschneider
Samstag, 23. November 2013 im Kulturzentrum Herne
Publikumspreis: HG Butzko
Jury-Preis: Henning Schmidtke
Weitere Teilnehmer: Till Reiners, Daphne de Luxe, Michael Krebs, Torsten Sträter
Tegtmeier-Ehrenpreis: Wilfried Schmickler, Laudatio: Elke Heidenreich
Ehrenpreis für ein Lebenswerk: Dieter Hallervorden, Laudatio: Ilja Richter
Moderator: Helmut Sanftenschneider
Samstag, 21. November 2015 im Kulturzentrum Herne
Publikumspreis: Özcan Cosar
Jury-Preis: Friedemann Weise
Weitere Teilnehmer: Katie Freudenschuss, Martin Fromme, Jan Philipp Zymny, Martin Zingsheim
Tegtmeier-Ehrenpreis: Olli Dittrich, Laudatio: Axel Beyer
Ehrenpreis für ein Lebenswerk: Jürgen von der Lippe, Laudatio: Axel Beyer
Moderator: Helmut Sanftenschneider
Samstag, 25. November 2017 im Herner Kulturzentrum
Publikumspreis: René Sydow
Jury-Preis: C. Heiland
Tegtmeier-Ehrenpreis: Fritz Eckenga, Laudatio: Bernd Gieseking
Ehrenpreis für ein Lebenswerk: Henning Venske , Laudatio: Volker Pispers
Moderator: Helmut Sanftenschneider
Samstag, 23. November 2019 im Herner Kulturzentrum
Publikumspreis: William Wahl
Jurypreis: Moritz Neumeier
Ehrenpreis: das Ensemble des Dortmunder Geierabends, Laudatio: Franz Müntefering
Ehrenpreis für ein Lebenswerk: Thomas Gottschalk, Laudatio: Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda
Moderator: Helmut Sanftenschneider
Der Krisenstab der Stadt Herne hat aufgrund der Corona-Lage die Veranstaltung „Tegtmeiers Erben“, die am Samstag, 27. November 2021, im Kulturzentrum Herne hätten stattfinden sollen, abgesagt. Diese Entscheidung bedauert die Stadt sehr, sie ist aber unumgänglich. Rund 700 Gäste wären hierzu im Kulturzentrum zusammengekommen.