Von außen betrachtet stellt sich die Akademie Mont-Cenis als ein riesiger, 176 Meter langer, 75 Meter breiter und 15 Meter hoher Kasten aus Glas dar. Dieser Aufbau bildet die sogenannte Mikroklimahülle.
Wie bei einem Treibhaus kommt hier der sogenannte Glashauseffekt zum Tragen: Sonnenlicht fällt ein, wird von den Materialien des Innenraums absorbiert, diese heizen sich auf und geben die Wärme auch an die Innenraumluft ab.
Ist dieses Glashaus völlig geschlossen, findet kein Austausch der Innenraumluft mit der kühleren Außenluft statt. Die Temperatur kann dann, besonders an sonnigen Sommertagen, beträchtlich über die Außentemperatur ansteigen. Die Situation ist vergleichbar mit der in einem in der Sonne geparkten Auto.
Die Akademie besitzt deshalb zum Schutz vor Überhitzung ein zentral und automatisch gesteuertes Be- und Entlüftungssystem, das Daten von einer Wetterstation und einem Meßfühler erhält. Dach- und Fassadenelemente können durch das System variabel geöffnet und geschlossen werden und so für eine Durchlüftung des Glaskomplexes sorgen. An heißen Tagen werden zusätzlich Tore im unteren Fassadenbereich geöffnet. Über sieben Erdkanäle mit jeweils einem Meter Durchmesser kann zusätzlich Frischluft aus kühlen Außenbereichen direkt in die Innenhäuser geleitet werden.
Die im Inneren vorhandene Pflanzen, die zur Gestaltung eingesetzten Wasserflächen und der weitgehend verwendete Baustoff Holz, aus dem unter anderem das Tragewerk der Innerhülle aufgebaut ist, haben Einfluss auf und gleichen Schwankungen von Temperatur und Luftfeuchtigkeit aus.
Die in Teile des Dachs und der Süd-West-Fassade integrierten Photovoltaik-Module bilden die weltweit größte dachintegrierte Sonnenstromanlage und einen Bestandteil des Energieparks Mont-Cenis . Sie schatten den Innenraum ab und bestimmen so das Klima mit. Durch Verwendung von Modulen unterschiedlicher Transparenz und ihre durchdachte Verteilung im Dach und Wandbereich wird eine angenehm diffuse Beleuchtung erzielt. Zusätzlich ist die Akademie von einem Oval von Bäumen umringt, das vor Blendung durch die tiefstehende Sonne schützt.
Durch diese Faktoren, die während der Planung der Akademie anhand von Berechnungen und Computersimulationen untersucht und optimiert wurden, bildet sich in der Hülle ein mediterranes Mikroklima aus, dessen Temperatur im Durchschnitt fünf Grad über der Außentemperatur liegt und in etwa vergleichbar mit den klimatischen Verhältnissen der Mittelmeerstadt Nizza ist.
Im Inneren der Hülle befinden sich die eigentliche Fortbildungsakademie mit Tagungsräumen und einem Hotel. In anderen Gebäudeblöcken sind ein Café, eine Filiale des Rathauses von Herne und ein Bürgersaal für Veranstaltungen untergebracht. Abgesehen von dem einzigartigen Ambiente der Umgebung ergeben sich für sie weitere Vorteile. Sie müssen weder wind- noch regendicht sein und können in einfacher Bauweise erstellt werden. In der kühleren Jahreszeit wird zur Beheizung wird eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung eingesetzt. Der Jahresheizwärmebedarf liegt hier unter 50 Kilowattstunden pro Quadratmeter, damit benötigen die Gebäude rund 23 Prozent weniger Energie als Gebäude mit gleicher Wärmedämmung aber ohne schützende Hülle.