Die Akademie Mont-Cenis ist das neue Zentrum und Aushängeschild des Stadtteils Herne-Sodingen. Sie verkörpert den Wandel des Zechenstandorts zum neuen, zukunftsorientierten Mittelpunkt des urbanen Lebens, der den Strukturwandel des Ruhrgebiets hautnah erlebbar macht.
Aus architektonischer Sicht ist die Akademie selbst ein Gesamtkunstwerk multifunktionaler Komplexität. Die Architekten Françoise-Hélène Jourda und Gilles Perraudin stellten in ihren Projekten Umweltaspekte in den Vordergrund: Sie betrachteten insbesondere CO2-Emissionen über den gesamten Produktionsprozess eines Gebäudes, gerade in Bezug auf die verwendeten Materialien, und den Zeitraum der Nutzung. Im Hinblick darauf kann die Akademie als Referenzgebäude für nachhaltige Entwicklung angesehen werden.
Die Hülle, ein Kasten aus über 20.000 Quadratmetern Glas, 176 Meter lang, 75 Meter breit und 15 Meter hoch, bietet Transparenz nach außen wie innen, schützt gleichzeitig den Innenraum und verleiht diesem ein einzigartiges Klima . Über 3100 Module aus Siliziumzellen, in optisch ansprechender Wolkenform in Dach und Front integriert, regeln den Zutritt von Sonnenlicht in den Innenraum und transformieren den Überschuss an Licht in elektrische Energie. Lichtreflektoren vor den Fenstern der Innenhäuser verstärken die Tageslichtversorgung in den hinteren Raumbereichen. Zusätzlich wird Sonnenlicht über holographisch-optische Elemente in der Dachfläche in den Innenraum gelenkt, in Spektralfarben aufgelöst und zur Schaffung einer einzigartigen Lichtstimmung genutzt.
Das Tragegerüst der Hülle besteht aus 56 aus dem Sauerland stammenden Fichtenstämmen und unzähligen Holzrechteckprofilen. Die Holzbauteile werden durch Stahlseile und stählerne Knotenelemente untereinander verbunden. Holz als natürlicher Baustoff findet sich auch in der Verkleidung und in konstruktiven Teilen der Innengebäude. Insgesamt wurden 3.475 Kubikmeter Holz verwendet. Während im Außenbereich gewachste Lärche und Lärche-Brett-Schichtholz eingesetzt wurde, erübrigte sich im geschützten Innenbereich eine gesonderte Behandlung des Holzes.
Allerdings nagte der Zahn der Zeit an den sechs 13 Meter langen Fichtenstämmen genagt, die das Vordach der Akademie Mont-Cenis stützen. Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes NRW tauscht diese Stämme, die seit Beginn der Akademie im Jahre 1999 insgesamt 18 Jahre gehalten hatten, im Jahr 2017 gegen neue Stützen aus. Diese sind aus Lerchenholz, und zwar aus verleimten Brettschichtholz, das rund gedrechselt wurde und deutlich widerstandsfähiger ist.
Lebendiges Holz findet sich in Form von Palmen, die in ihren Pflanzkübeln die Innenvegetation der Hülle bilden und Wege und Brücken säumen. Die Brücken führen über ein Wasserbecken, das sich mitten durch die Innenhülle erstreckt.
Weitere ökologische Aspekte fallen nicht sofort ins Auge: Das auf die Hülle treffende Regenwasser wird durch ein Leitungsnetz abgeleitet und in einer unterirdischen Zisterne gesammelt. Es dient als Brauchwasser für die Toilettenspülungen. Die Entlüftung der Innengebäude ist mit einer Abwärmegewinnung ausgestattet. Direkt neben der Akademie wird Grubengas, das den ehemaligen Bergwerksschächten entströmt, gesammelt und in einem Blockheizkraftwerk zur Stromerzeugung genutzt.
Am Nordeingang der Akademie hat im Jahre 2016 ein Denkmal einen neuen Standort gefunden, das bereits von 1990 an den "Platz am Denkmal" geziert hatte. Der Blindschachthaspel , ein Fördergerät, erinnert an den Bergbau, der Herne und ganz besonders Sodingen geprägt hat.
Als Kontrapunkt zu ihren strengen Linien wird die Akademie von einem weichen Oval aus Pappeln umschlossen, die den umlaufenden Joseph-Pierre-Monin-Weg säumen. Am Abend und in der Nacht werden darin blaue Lichtpunkte sichtbar. Eine Installation des Lichtkünstlers Mischa Kuball mit dem Titel Oval Light: 41 Positionslampen, auf Stahlmasten unterschiedlicher Höhe montiert, verfolgen die Linie der Bäume mit ihrem blauen Licht. Der Joseph-Pierre-Monin-Weg ist Teil der Walking-Strecke "Akademie-Walk" .
Nördlich der Akademie führt ein Weg durch das Oval und die in ihm liegende Wiese und trifft auf den Steingarten: Relikte von Industriebauten in Form von kleineren Fundamenten oder Mauerstücken, teilweise mit kurzen Stahlträgern, dekorativ angeordnet, erinnern an die industrielle Nutzung des Areals in vergangenen Zeiten. Ein Projekt des Landschaftskünstlers Herman Prigann, der auch die "Himmelstreppe" auf der Halde Rheinelbe geschaffen hat.
Im Osten der Akademie streift ein langer grader Weg das Oval und führt nach Norden zum Fuß einer Steintreppe. Über deren Stufen gelangt man zu einer Aussichtsplattform, dem Belvedere. Die Plattform bietet einen weiten Blick über Sodingen in das nördliche Ruhrgebiet hinein.
Im Süden wird die Akademie über eine flache Freitreppe mit flankierenden Wiesenterassen vorbei an dem neu errichteten Einkaufszentrum an die Ortsmitte angebunden. Eine Zuwegung für PKW erfolgt über die von der Mont-Cenis-Straße abgehende Kichstraße und Henin-Beaumont-Straße, die auch die neu errichtete Siedlung im Nordosten der Akademie anbinden.
Die Akademie beherbergt neben der Fortbildungsakademie des Innenministeriums des Landes Nordrhein-Westfalens mit 16 Seminarräumen und einem Tagungshotel, mit 171 Zimmern für die Teilnehmer der Fortbildungen, auch das Stadtteilzentrum Sodingen mit kommunalen Dienststellen und einen Bürgersaal , der 250 Besuchern und der Bezirksvertretung Platz bietet.
Die Akademie besitzt eine umfangreiche behindertengerechte Ausstattung .