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Sachverhalt:
Zur besseren Beurteilung der Luftbelastungssituation in der Recklinghauser Straße hat die Verwaltung eine Feinscreening Untersuchung in Auftrag gegeben. Die Untersuchung wurde in der Sitzung des Ausschusses für Umweltschutz am 13. März 2013 vorgestellt. In der Untersuchung wurde zunächst der Analysefall (Ist-Zustand) berechnet, darauf aufbauend erfolgte die Berechnung für die Auswirkungen eines LKW-Fahrverbotes auf die Luftbelastung. Wie die Berechnung ergab, würde ein LKW-Fahrverbot zu einer deutlichen Minderung der Luftbelastung in der Recklinghauser Straße führen, die Einhaltung des Grenzwertes für PM10 (Tagesmittelwert) und NO2 (Jahresmittelwert) würde aber nicht erreicht.
Ein LKW-Fahrverbot für die Recklinghauser Straße würde in erster Linie zu einer Verlagerung des Schwerlastverkehrs auf die Dorstener Straße führen und hier eine neue Konfliktsituation schaffen. Außerdem werden von einem LKW-Fahrverbot erhebliche wirtschaftliche Nachteile vor allem für die Unternehmen im Bereich des Hafens Wanne-West erwartet. Wegen der negativen Folgen eines LKW-Fahrverbotes soll eine Lösung ohne den Erlass eines LKW-Fahrverbotes erreicht werden. Der Ausschuss für Umweltschutz hat in der Sitzung am 13. Februar 2013 ein Maßnahmenpaket verabschiedet, mit dessen Umsetzung eine Verbesserung der bestehenden Belastungssituation erreicht werden soll.
Zusätzliche Variantenberechnungen
Die vorliegende Analyse des Ist-Zustandes bietet die Möglichkeit, weitere mögliche Maßnahmen in Bezug auf das Potential zur Schadstoffminderung zu bewerten. Die Verwaltung hat deshalb neben dem LKW-Fahrverbot (Variante 1) zusätzlich noch zwei weitere Variantenberechnungen durchführen lassen. Dabei handelt es sich um:
- die Entfernung eines Wohnblocks (Variante 2)
- die Errichtung von Lärmschutzwänden (Variante 3)
Variante 2: Entfernung eines Wohnblocks
Durch die Entfernung eines Wohnblocks soll die straßenschluchtartige Bebauungsgeometrie in der Recklinghauser Straße aufgelockert und die Belüftungsverhältnisse verbessert werden. Die Schaffung von günstigeren Luftaustauschbedingungen könnte, so die Überlegung, zu niedrigeren Schadstoffkonzentrationen führen.
Abb. 1: MISKAM-Rechenmodell der Variante 2
Variante 3: Errichtung von Lärmschutzwänden
Variante 3 sieht die Errichtung von Lärmschutzwänden mit einer Höhe von 3,5 m beidseitig der Recklinghauser Straße zwischen der Dorstener Straße im Norden und der BAB 42 im Süden vor. Die Positionierung der Lärmschutzwand geht auf einen Entwurf des FB Tiefbau und Verkehr aus dem Jahr 1995 zurück. Die Maßnahme soll die Ausbreitung der verkehrsbedingten Emissionen einschränken und so die Schadstoffkonzentrationen im Bereich der Wohnbebauung reduzieren.
Abb. 2: MISKAM-Rechenmodell der Variante 3
Die Ergebnisse der Ausbreitungsberechnungen werden im Gutachten grafisch sowie an lufthygienisch repräsentativen Aufpunkten tabellarisch ausgewertet. Die Lage der Aufpunkte im Untersuchungsgebiet ist der Abb. 3 zu entnehmen.
Abb. 3: Lage der Aufpunkte im Untersuchungsgebiet
Auswirkungen der untersuchten Varianten auf die Feinstaubbelastung
Die Auswirkungen der jeweiligen Varianten auf die Feinstaubbelastung im Untersuchungsraum sind in der nachfolgenden Tabelle 1 zusammengefasst. Die für die Recklinghauser Straße beurteilungsrelevanten Aufpunkte sind die Punkte P2 bis P6.
| Analysefall
| Variante 1 LKW Fahrverbot | Variante 2 Abriss Häuserblock | Variante 3 Lärmschutzwand | |||||
Auf-punkt | Jahres-mittelwert
[µg/m³] | Tages- mittelwert > 50 µg/m³ [d/a] | Jahres- Mittelwert
[µg/m³] | Tages- mittelwert > 50 µg/m³ [d/a] | Jahres- Mittelwert
[µg/m³] | Tages- mittelwert > 50 µg/m³ [d/a] | Jahres-mittelwert
[µg/m³] | Tages- mittelwert > 50 µg/m³ [d/a] | |
P1 | 31,3 | 40 | 31,2 | 40 | 31,4 | 41 | 31,4 | 41 | |
P2 | 34,6 | 54 | 31,9 | 43 | 34,3 | 53 | 34,0 | 52 | |
P3 | 34,9 | 56 | 32,4 | 45 | 33,4 | 49 | 32,7 | 46 | |
P4 | 34,6 | 56 | 32,0 | 43 | 33,8 | 51 | 31,7 | 42 | |
P5 | 35,3 | 57 | 32,3 | 44 | 34,5 | 54 | 33,2 | 48 | |
P6 | 35,0 | 56 | 32,2 | 44 | 34,7 | 55 | 33,4 | 49 | |
P7 | 34,3 | 53 | 33,1 | 48 | 34,6 | 54 | 34,4 | 53 | |
P8 | 33,1 | 48 | 32,5 | 45 | 33,3 | 48 | 33,1 | 48 | |
P9 | 32,8 | 46 | 32,6 | 46 | 32,6 | 46 | 32,8 | 47 |
Tab. 1: Gegenüberstellung der prognostizierten PM10-Jahresmittelwerte und Anzahl der Überschreitungstage
Der PM10-Jahresmittelwert von 40 µg/m³ wird an allen Aufpunkten eingehalten. Anders verhält es sich mit der Anzahl der Überschreitungstage des PM 10-Tagesmittelwertes, die max. zulässige Anzahl von 35 Tagen wird an keinem der untersuchten Aufpunkte eingehalten.
Die Wirkungen der drei untersuchten Varianten auf die Anzahl der Überschreitungstage bei den beurteilungsrelevanten Aufpunkten P2 bis P6 sind in Tabelle 2 nochmals gesondert zusammengestellt. Der Wert in Klammern gibt die prognostizierte Minderung in Tagen an.
| Analysefall
| Variante 1 LKW Fahrverbot | Variante 2 Abriss Häuserblock | Variante 3 Lärmschutzwand |
Auf-punkt | Tages- mittelwert > 50 µg/m³ [d/a] | Tages- mittelwert > 50 µg/m³ [d/a] | Tages- mittelwert > 50 µg/m³ [d/a] | Tages- mittelwert > 50 µg/m³ [d/a] |
P2 | 54 | 43 (-11) | 53 (-1) | 52 (-2) |
P3 | 56 | 45 (-11) | 49 (-7) | 46 (-10) |
P4 | 56 | 43 (-13) | 51 (-5) | 42 (-14) |
P5 | 57 | 44 (-13) | 54 (-3) | 48 (-9) |
P6 | 56 | 44 (-12) | 55 (-1) | 49 (-7) |
Tab. 2: Gegenüberstellung der prognostizierten Überschreitungstage an den beurteilungsrelevanten Aufpunkten P2 bis P6
Ein LKW-Fahrverbot würde in der Recklinghauser Straße zu einer Reduzierung zwischen 11 und 13 Überschreitungstagen führen. Im Vergleich der drei Varianten zur Verbesserung der Luftqualität erzielt das LKW-Fahrverbot das beste Ergebnis. Das Tagesmittelwertkriterium (max. 35 Überschreitungstage) würde aber auch mit dieser Maßnahme nicht erreicht.
Die untersuchte Variante 2, der Abriss eines Häuserblocks, würde an allen beurteilungsrelevanten Aufpunkten zu einem Rückgang der Überschreitungstage führen. Die günstigeren Luftaustauschbedingungen haben den größten Einfluss im Bereiche des Aufpunktes P3. Bezogen auf die gesamte Länge der Recklinghauser Straße, ist die Wirkung einer solchen Maßnahme aber eher gering.
Durch den Bau der Lärmschutzwände könnte in der Recklinghauser Straße ebenfalls durchgehend eine Verbesserung in Bezug auf die Überschreitungstage erreicht werden. Die Lärmschutzwände hätten die größte Wirkung im Bereich des Aufpunktes P4. Trotz der teilweise sehr deutlichen Verbesserung reicht der Bau der Lärmschutzwände aber nicht aus, um die zulässige Überschreitungshäufigkeit des Tagesmittelwertes für PM10 einzuhalten. Nach Angaben des Gutachters würde sich eine weitere Erhöhung der Lärmschutzwände positiv auf die Minderungswirkung auswirken.
Auswirkungen der untersuchten Varianten auf die Stickstoffdioxidbelastung
Die Auswirkungen der jeweiligen Varianten auf die Stickstoffdioxidbelastung im Untersuchungsraum sind in der nachfolgenden Tabelle 3 zusammengefasst. Der Wert in Klammern gibt die erzielbare prognostizierte Minderung in µg/m³ an.
| Analysefall
| Variante 1 LKW Fahrverbot | Variante 2 Abriss Häuserblock | Variante 3 Lärmschutzwand |
Aufpunkt | Jahresmittelwert [µg/m³] | Jahresmittelwert [µg/m³] | Jahresmittelwert [µg/m³] | Jahresmittelwert [µg/m³] |
P1 | 43,1 | 42,8 (-0,3) | 43,5 (+0,4) | 43,4 (+0,3) |
P2 | 48,7 | 41,7 (-7,0) | 48,0 (-0,7) | 47,7 (-1,0) |
P3 | 49,4 | 43,1 (-6,8) | 46,3 (-3,1) | 45,1 (-4,3) |
P4 | 49,2 | 41,7 (-7.5) | 46,9 (-2,3) | 42,7 (-6,5) |
P5 | 49,8 | 42,3 (-7,5) | 48,3 (-1,5) | 45,8 (-4,0) |
P6 | 49,1 | 42,0 (-7,1) | 48,5 (-0,6) | 46,1 (-3,0) |
P7 | 47,5 | 44,7 (-2,8) | 48,2 (+0,7) | 47,9 (+0,4) |
P8 | 44,9 | 43,2 (-1,7) | 45,2 (+0,3) | 44,9 (± 0) |
P9 | 44,5 | 44,1 (-0,4) | 44,1 (-0,4) | 44,5 (± 0) |
Tab. 3: Gegenüberstellung der prognostizierten NO2-Jahresmittelwerte
Die Wirkungen der drei untersuchten Varianten auf die NO2-Belastung sind ähnlich wie die Wirkungen auf die PM10-Belastung.
Das LKW-Fahrverbot würde auch hier den größten Minderungseffekt erzielen, eine Einhaltung des Jahresmittelwertes von 40 µg/m³ aber nicht ganz erreicht. Die Entfernung des Häuserblocks würde in der Recklinghauser Straße zwar eine Minderung hervorrufen, der Minderungseffekt ist aber eher gering. Lärmschutzwände führen an den beurteilungsrelevanten Aufpunkten durchgehend zur Verbesserung der Luftqualität im Vergleich zum Analysefall, der zulässige NO2-Grenzwert würde aber weiterhin deutlich überschritten.
Fazit
Die beiden zusätzlich bewerteten Varianten haben zwar ein Potential zur Schadstoffminderung in der Recklinghauser Straße beizutragen, aber
- keine der beiden Varianten ermöglicht die Einhaltung der Grenzwerte für PM10 und NO2
- im Vergleich zu dem deutlich wirkungsvolleren LKW-Fahrverbot, würden die beiden Maßnahmen erhebliche Kosten für die Stadt Herne zur Folge haben.
Die Verwaltung wird daher die beiden zusätzlich bewerteten Varianten wegen der relativ
geringen Wirkung im Verhältnis zu den zu erwartenden hohen Kosten nicht weiterverfolgen.
Wie in der Verkehrsuntersuchung Recklinghauser Straße von Brilon, Bondzio, Weiser vom August 2009 dargelegt, führt die Sperrung der Recklinghauser Straße für den LKW-Verkehr im Wesentlichen zu einer Verlagerung der LKW auf die Dorstener Straße sowie zu einer Zunahme der Fahrleistung. Insofern stellt ein LKW-Fahrverbot keine sinnvolle Lösung dar.
Der Oberbürgermeister
In Vertretung
Friedrichs