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Beschlussvorschlag:
Der Jugendhilfeausschuss nimmt den Bericht über den
Jugendaustausch mit den Partnerstädten Belgorod und Konin zur Kenntnis.
Sachverhalt:
Der Jugendaustausch mit der Stadt
Belgorod basiert auf einer grundsätzlichen Vereinbarung zwischen den
Partnerstädten über ihre partnerschaftlichen Beziehungen vom 20.02.2005. Diese
beinhaltet neben dem Schüleraustausch auch den Jugendaustausch.
Vor diesem Hintergrund besuchte
2003 eine Belgoroder Delegation von Vertretern der Jugendverwaltung und der
studentischen Vertretung die Stadt Herne, um die hiesige Jugendarbeit kennen zu
lernen. Da in Belgorod ca. 70 % der Jugendlichen nach dem Schulabschluss die Universität
besuchen, ist die Einbeziehung der Universitäten in den Jugendaustausch aus
Herner Sicht zwar ungewöhnlich, aber sinnvoll.
Im Rahmen dieses Besuches wurde
vom Leiter der Abt. Jugendpolitik (Jugendamtsleiter) der Stadt Belgorod und dem
Herner Jugenddezernenten eine spezielle Vereinbarung zum Jugendaustausch
unterzeichnet. Diese beinhaltet auch einen Fachaustausch unter Mitarbeitern der
Jugendarbeit beider Städte.
2004 erfolgte der Gegenbesuch
einer Herner Delegation in Belgorod, die aus Vertretern der Jugendverwaltung
und der Jugendverbände bestand.
Vor diesem Hintergrund wurde der erste Jugendaustausch organisiert, der in diesem Jahr mit einer Reise der Herner Jugendtanzgruppe “Dance Effect” nach Belgorod begann. Diese Begegnung stellte sich als sehr schwierig dar, da es seitens der Gastgeber zwar ein sehr umfangreiches Programm gab, um ihrerseits die Wichtigkeit dieses Besuches herauszuheben, der unmittelbare Kontakt zwischen Jugendlichen war aber minimal. Ein persönliches Kennenlernen war praktisch ausgeschlossen, da im Programm kaum Zeit und Gelegenheit dazu waren.
Der Gegenbesuch einer Tanzgruppe
aus Belgorod soll nun Anfang November in Herne erfolgen, ist zur Zeit aber
unsicher, weil auf die Einladung nach Herne noch keine Reaktion erfolgte.
Hier erscheinen weitere
grundsätzliche Überlegungen zwischen den Verantwortlichen der Partnerstädte
erforderlich. Die Schwierigkeit scheint u. a. darin zu liegen, dass es
offensichtlich in Belgorod keine offene Jugendarbeit in unserem Sinne gibt. In
den Austausch gelangen feste Gruppen, die in der Regel einen deutlich höheren
Bildungsstand als die Besucher unserer Jugendeinrichtungen haben, anderseits
auch nach einem Belohnungs-/ Leistungsprinzip ausgesucht und zu reisen
scheinen.
Es ist festzustellen, dass die
Bereitschaft Herner Jugendlicher, an einem Austausch mit Belgorod teilzunehmen,
in der Regel nicht sehr hoch ist, weil ihnen Vorabinformationen über Russland
fehlen: “Kenne ich nicht – was soll ich da?” Daran muss von Herner Seite
gearbeitet werden: u. a. soll weiter versucht werden, Jugendliche zusammen zu
bringen, die ein gemeinsames Interesse, Hobby o. ä. haben. Hier muss aber, wie
bereits erwähnt, erneut auf Mitarbeiterebene geklärt werden, was beide Seiten
wörtlich und inhaltlich unter den Begriffen Begegnung und Austausch verstehen.
Zusammenfassend ist festzuhalten,
dass der Jugendaustausch zwischen Herne und Belgorod als sehr wichtig unter dem
Gesichtspunkt der Völkerverständigung und vor dem Hintergrund unserer
politischen Vergangenheit angesehen wird und unbedingt – trotz aller aktueller
Schwierigkeiten – fortgesetzt werden sollte.
Die ersten Kontakte im Bereich
Kinder / Jugendliche entstanden, als 1995 das Spielbusteam aus Anlass des
internationalen Kindergesangs- und Tanzfestivals nach Konin eingeladen wurde.
In einem Park vor dem Dom Kultury (Kulturhaus) bot das Team mit dem Spielbus
“Tummelhummel” drei Tage lang ein Spielangebot für ca. 2.500 Kinder, die aus
ganz Polen angereist waren.
In den folgenden Jahren erfolgten
gegenseitige Besuche und Fachgespräche auf Mitarbeiterebene zur Vorbereitung
von Jugendaustauschmaßnahmen. Das gestaltete sich in der Anfangsphase recht
schwierig, da es in Polen seit der politischen Wende keine Jugendämter gibt.
Alle Kontakte wurden über das Koniner “Büro für Städtepartnerschaften und
europäische Angelegenheiten” der Stadtverwaltung organisiert. Dies verlangte
ein gegenseitiges Verstehen der jeweils anderen Situation, was im Laufe der
Jahre durch viele persönliche Kontakte immer besser wurde.
Im Jahr 2000 veranstaltete die
Jugendförderung Herne ein sogenanntes “Eurocamp”, an dem Jugendliche aus allen
Herner Partnerstädten teilnahmen. Ziel sollte u. a. sein, alle 4 Jahre ein
solches Camp umlaufend in den Partnerstädten stattfinden zu lassen. Dieses Ziel
wurde so leider nicht von den anderen Partnern aufgegriffen, doch bietet seit
dieser Zeit die Stadt Konin ein “Eurocamp” genanntes Sommerferien-Camp für alle
Koniner Städtepartner an, zu denen neben Herne auch Wakefield und
Henin-Beaumont gehören.
Seit 2001 nehmen Herner
Jugendliche jährlich auf Einladung des Koniner Stadtpräsidenten an diesem Camp
teil.
Im Jahr 2002 fand eine
Begegnungsmaßnahme im Spielezentrum statt. Es entstanden Kontakte mit Herner
Jugendlichen, die das SPZ besuchen. So stand auch der Bereich
“Gesellschaftsspiel” mit im Vordergrund. Daraus entwickelte sich, dass
Jugendliche aus Konin Polen bei der “Siedler von Catan” Weltmeisterschaft in
Essen vertraten.
In 2004 reiste eine Gruppe
Breakdancer des Hauses der Jugend Wilhelmstraße nach Konin, um mit dortigen
Breakdancern (zum Dom Kultury gehörend) zu trainieren und einen gemeinsamen
Auftritt zum 1. Mai, dem Tag des EU-Beitritt Polens zu gestalten. Daraus
entwickelte sich ein guter Kontakt, der zu einer Einladung zum “Ruhrpott
Battle” in den Herner Flottmannhallen im gleichen Jahr führte. In diesem Jahr
werden Breakdancer aus Konin zum dritten Mal zu Gast in Herne sein.
Für 2005 / 2006 wurde zwischen
den Partnerstädten Herne und Konin vereinbart, einen thematischen Austausch zum
Thema “Auswirkungen des 2. Weltkrieges und der Naziherrschaft auf die Bürger
von Herne und Konin” zu organisieren. Der erste Teil fand in den Herbstferien
2005 in Konin statt, wobei die Jugendlichen gemeinsam auch (über Krakau) auch
nach Auschwitz fuhren, um das ehemalige KZ zu besuchen.
In den Osterferien 2006 fand der
Gegenbesuch in Herne statt. Auch hier wurde das Thema intensiv behandelt (unter
Einbezug eines Besuchs der Gedenkstätte “Steinwache” in Dortmund). Dieser
Austausch wurde von den begleitenden Lehrerinnen (einer Koniner Fachschule)
ausdrücklich gelobt. Aus dieser Begegnung sind auch bleibende Kontakte zwischen
den Jugendlichen entstanden.
Im Sommer 2006 reiste eine Gruppe
Jugendlicher des städt. Jugendtreffs “Am Freibad” auf Einladung einer
Organisation, die u.a. ein kleines Jugendzentrum betreibt, nach Konin. Hier ist
der Gegenbesuch in Herne für die Osterferien 2007 vorgesehen.
Es kann festgestellt werden, dass
der Austausch mit Konin als relativ stabil zu bezeichnen ist. Auch hier wird es
langfristig Sinn machen, über thematische Austausche weiter nachzudenken. Im
Verhältnis zu “westlichen” Partnerstädten kostet es immer noch Überzeugungsarbeit,
Herner Jugendlichen den Austausch mit Polen “schmackhaft” zu machen. Waren sie
erst einmal in Polen, haben die Gastfreundschaft kennen gelernt und
festgestellt, dass man mit deutsch und englisch eine ausreichende Verständigung
erreicht, ist das “Eis gebrochen”.
Dem Ziel, durch Begegnung mit
Jugendlichen in anderen Ländern fast nebenbei zum Abbau von Vorurteilen und
letztlich zum Abbau von Ausländerfeindlichkeit beizutragen, ist die
Jugendförderung Herne deutlich näher gekommen.
Der Oberbürgermeister
In Vertretung
Gudrun Thierhoff