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Finanzielle
Auswirkungen: Ausgaben/Einnahmen
in €: |
Haushaltsstelle: |
Verw.-/Vermögenshaushalt: |
Keine |
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Beschlussvorschlag:
Der Rat
der Stadt genehmigt:
1)
Die
Beteiligung der Energie- und Wasserversorgung Mittleres Ruhrgebiet GmbH (EWMR)
an der TRIANEL Gasspeichergesellschaft Epe mbH & Co. KG als Kommanditist
mit einer Kommanditeinlage von 6,345 Mio. €,
2) die Beteiligung der EWMR an der
TRIANEL Gasspeicher Vermögensverwaltungs-GmbH,
3) die Ermächtigung der
Geschäftsführung der EWMR zur Zustimmung zu allen Maßnahmen, die zur Umsetzung
des Erdgasspeicherprojektes notwendig werden sowie zum Abschluss aller
Verträge, die im Rahmen dieser Beteiligungen erforderlich sind und werden,
insbesondere zum Abschluss eines Speichernutzungsvertrages zwischen der EWMR
und der Speichergesellschaft auf Basis des Mustervertrages für alle
Gesellschafter
sowie
4) die Beteiligung der TRIANEL European
Energy Trading GmbH an der TRIANEL Gasspeichergesellschaft Epe mbH & Co. KG
als Kommanditist mit einer Kommanditeinlage von 8,190 Mio. €
und
5)
die
Beteiligung der TRIANEL European Energy Trading GmbH an der TRIANEL Gasspeicher
Vermögensverwaltungs-GmbH.
Sachverhalt:
Für Stadtwerke ist die sichere und preiswerte Energieversorgung vor dem Hintergrund steigender und zunehmend volatiler Gaspreise von großer Bedeutung. Die Preisschwankungen auf dem Gasmarkt kann sich derjenige zu Nutze machen, der große Mengen Erdgas, die während des Sommers aufgrund geringerer Nachfrage günstig beschafft werden können, vorübergehend einspeichern und bei Bedarf, insbesondere im Winter zu Zeiten hoher Nachfrage und demnach hoher Preise, ausspeichern kann. Ohne die Speicherung von Erdgas in großem Umfange ist das einzelne Stadtwerk den Preisschwankungen auf dem Gasmarkt sowie dem traditionellen Vorlieferanten ohne eigene Gestaltungsmöglichkeit ausgeliefert.
Auch durch die fortschreitende Liberalisierung des
Erdgasmarktes gewinnt der Erdgasspeicher große Bedeutung. Mit dem Einsetzen
eines Regulators, der ein vereinfachtes Netzzugangsmodell einrichten wird (so
genanntes „Entry-Exit-Modell“) und dem Aufbrechen der langfristigen
Gaslieferverträge ergeben sich für die kommunalen Energieversorger neue
Möglichkeiten in der Gasbeschaffung, die durch Verfügbarkeit eigener
Speicherkapazitäten wesentlich gestärkt werden. Mit der Möglichkeit der
Speicherung kann ein kommunaler Energieversorger seine Wettbewerbsposition
langfristig stärken.
Vor diesem Hintergrund beabsichtigen derzeit elf Stadtwerke
sowie die Trianel European Energy Trading GmbH (TEET) unter Federführung der
TEET am Standort Epe (Regierungsbezirk Münster, Kreis Borken) einen Gasspeicher
zu errichten. Dazu soll eine Projektgesellschaft langfristige Nutzungsverträge
für drei Salzkavernen zur Speicherung von Gas abschließen und die zur Gasein-
und -ausspeicherung erforderlichen Anlagen und Einrichtungen sowie die zum
Transport des Gases erforderlichen Anschlussleitungen errichten und vorhalten
(nachfolgend auch "Projekt" oder "Speicher" genannt). Die
Durchführung des Projekts soll den Stadtwerken die Optimierung der Gasbeschaffung
ermöglichen und damit eine größtmögliche Versorgungssicherheit bei zugleich
stabilen Preisen gewährleisten.
Zur Errichtung und zum Betrieb der Anlage werden die
Parteien ein gemeinsames Unternehmen in der Rechtsform der GmbH & Co. KG
(TRIANEL Gasspeichergesellschaft Epe mbH & Co. KG) gründen, der alle
Parteien als Kommanditisten beitreten werden. Die Parteien werden in dem
Speicher – entsprechend fest definierter „Speicherbündel“ – Gas einlagern und
dazu jeweils mit der Gesellschaft einen langfristigen Speichernutzungsvertrag
abschließen. Zugleich besteht die Möglichkeit, die zur Verfügung gestellten
Speicherbündel und die sich hieraus ergebenden Möglichkeiten gemeinsam zu
vermarkten.
Die gewählte Gesellschaftsform macht weiterhin die Gründung
einer Komplementär-GmbH notwendig. Für diesen Zweck ist die noch zu gründende
TRIANEL Gasspeicher Vermögensverwaltungs-GmbH als 100 %ige Tochtergesellschaft
der Trianel European Energy Trading GmbH vorgesehen.
Wirtschaftlichkeit und Risiko im Hinblick auf die TRIANEL
Gasspeicher Vermögensverwaltungs-GmbH
Die TRIANEL Gasspeicher Vermögensverwaltungs-GmbH ist kein am Markt tätiges Unternehmen, da ihr ausschließlich die Rolle der Komplementärin in der TRIANEL Gasspeichergesellschaft Epe mbH & Co. KG zukommt. Sie wird kein operatives Geschäft entfalten oder in irgendeiner sonstigen Form außerhalb ihrer Komplementärsrolle tätig werden.
Eine Marktanalyse erübrigt sich aus diesem Grund. Ihr Ziel
ist es auch nicht, Erträge zu erwirtschaften. Auswirkungen auf die örtliche
Marktstruktur in Bochum, Herne und Witten gibt es nicht.
Das finanzielle Risiko der EWMR in der hier zur
Entscheidung stehenden mittelbaren Beteiligung an der TRIANEL Gasspeicher
Vermögensverwaltungs-GmbH ist gering. Die TRIANEL Gasspeicher Vermögensverwaltungs-GmbH
erhält das Mindestkapital von 25.000 EUR. Zwar trägt die TRIANEL Gasspeicher
Vermögensverwaltungs-GmbH als Komplementärin der TRIANEL
Gasspeichergesellschaft Epe mbH & Co. KG das Haftungsrisiko der GmbH &
Co. KG, dieses Haftungsrisiko ist jedoch durch die Gesellschaftsform der
TRIANEL Gasspeicher Vermögensverwaltungs-GmbH auf die bereits geleistete
Stammeinlage in Höhe von 25.000,-- EUR beschränkt. Die Stammeinlage wird am Tag
der Eintragung der GmbH erbracht werden, womit die Haftungsbeschränkung in
Kraft treten wird. Daher ist das Haftungsrisiko als minimal einzustufen.
Wirtschaftlichkeit und Risiko im Hinblick auf die TRIANEL
Gasspeichergesellschaft Epe mbH & Co. KG
Die technischen Risiken des Projekts werden als gering
angesehen. Die Speicherung von Erdgas in unterirdischen Kavernen (ausgespülten
Hohlräumen innerhalb eines Salzstocks in etwa 1.500 m Tiefe) ist ein bewährtes
Verfahren, das in Deutschland seit den frühen 70er Jahren zum Einsatz kommt.
Etwa die Hälfte aller deutschen Untergrundspeicheranlagen für Erdgas sind
Kavernenspeicher. Sie verfügen über eine Gesamtspeicherkapazität von mehr als 8
Mrd. m³. Am Standort Epe nutzen derzeit bereits vier Gastransportunternehmen
aus Deutschland und den Niederlanden über 40 Kavernen; weitere sind in Planung.
Die Gasdichtigkeit der der TRIANEL Gasspeichergesellschaft
Epe mbH & Co. KG zur Verfügung gestellten drei Kavernen ist in einem
speziellen gebirgsmechanischen Gutachten nachgewiesen worden. Mit der
Errichtung der ober- und untertägigen Anlagen werden international erfahrene
Ingenieurunternehmen beauftragt. Es ist geplant, eines der bereits in Epe
aktiven Unternehmen mit der zukünftigen technischen Betriebsführung des Trianel
Gasspeichers zu beauftragen.
Zum erfolgreichen Betrieb und zur Vermarktung des Speichers
sind eine Anbindung an Ferngasleitungssysteme und die Sicherstellung
ausreichender Transportkapazitäten notwendig. Das Recht auf Zugang zu
verschiedenen deutschen und niederländischen Netzen innerhalb des regulierten
Gasmarktes ist durch juristische Gutachten bestätigt worden. Außerdem konnten
erste Einigungen mit den Transportnetzbetreibern erzielt werden.
Langfristtransportverträge werden zukünftig die Verfügbarkeit der benötigten
Transportkapazitäten absichern.
Durch die Gewährleistung des Netzzugangs konnte gleichzeitig
das Risiko einer erfolgreichen Vermarktung des Speichers minimiert werden, denn
auf diese Weise konnte einerseits der Zugang zu den Gasmärkten – den deutschen
und Europäischen Handelsplätzen für Erdgas – wie auch der Zugang zu den
Abnehmern – den am Projekt unmittelbar beteiligten wie auch weiteren
Stadtwerken – sichergestellt werden. Auf diese Weise können die beteiligten
Stadtwerke Gas an den Handelsplätzen einkaufen, zum Speicher transportieren,
dort einlagern, bei Bedarf in den gewünschten Mengen ausspeichern und zu ihrem
Stadtnetz transportieren. Außerdem besteht ein Zugang zum Drittmarkt. Dies sind
weitere Stadtwerke, die nicht an der TRIANEL Gasspeichergesellschaft Epe mbH
& Co. KG beteiligt sind, an die aber überschüssige Speicherkapazitäten
weiter vermarktet werden können.
Das Investitionsvolumen für das Projekt beläuft sich auf 107,9 Mio. EUR. Einschließlich der Finanzierungsreserven ergibt sich ein Gesamtinvestitionsvolumen von 127,4 Mio. EUR. Die bei Projektfinanzierungen übliche Eigenkapitalquote beträgt mindestens 30 %. Der Nennbetrag des Eigenkapitals soll für jeden Gesellschafter auf volle Tausend Euro lauten, das Gesamtkapital auf volle Millionen Euro, so dass sich das Eigenkapital bei dem Investitionsvolumen von 127,4 Mio. EUR auf 39,0 Mio. EUR beläuft.
Auf die EWMR entfallen entsprechend ihres Anteils an
der Gesellschaft 16,5 %. Unter Berücksichtigung der geforderten
Eigenkapitalquote sind durch die EWMR 6,435 Mio. EUR in die
Gesellschaft einzuzahlen.
Die EWMR ist an der Trianel European Energy Trading
GmbH mit 26,5 % unmittelbar beteiligt. Aufgrund der mittelbaren Beteiligung der
Trianel European Energy Trading GmbH an der TRIANEL Gasspeichergesellschaft Epe
mbH & Co. KG in Höhe von 21 % sind entsprechend 8,190 Mio. EUR
Eigenkapital seitens der Trianel European Energy Trading GmbH aufzubringen.
Durch die flexible Kombination geeigneter Gasmärkte und die
Deckung sowohl des Eigenbedarfs wie auch die Bedienung von Drittkunden mit den
Freimengen kann die Wirtschaftlichkeit des Speicherprojekts langfristig
dargestellt werden. Die Eigenkapitalrendite der TRIANEL Gasspeichergesellschaft
Epe mbH & Co. KG beträgt 13,6 % (Gesamtkapitalrendite:
9,0 %) vor Steuern. Diese Rendite wird sich durch die Bezugsoptimierung in
laufenden Gaslieferverträgen aller Wahrscheinlichkeit nach noch weiter erhöhen.
Diese Projektrendite basiert auf konservativ-realistischen Annahmen zu
Investitionskosten, Fremdkapitalzinsen sowie Vermarktungsszenarien.
Die erforderliche Marktanalyse für die TRIANEL
Gasspeichergesellschaft Epe mbH & Co. KG wird zentral von Trianel erstellt.
Abschließende Bewertung:
Durch den weiterhin stark ausgeprägten lokalen Charakter der
Stadtwerke ist eine enge leistungsmäßige Verflechtung mit lokalen
Marktteilnehmern, insbesondere Handwerk und mittelständische Wirtschaft,
weiterhin gesichert. Eine mittelbare Beteiligung an der TRIANEL
Gasspeichergesellschaft Epe mbH & Co. KG bedeutet hier keinen Nachteil für
diese Beziehungen, vielmehr den Vorteil des Erhalts der Angebotsvielfalt auf
der Angebotsseite für Energie. Ferner wird durch die Sicherstellung von
wettbewerbsfähigen Gaslieferkonditionen die lokale Wirtschaft im Umfeld des am
Speicherprojekt partizipierenden Stadtwerks gestärkt.
Das
erforderliche kommunalaufsichtliche Anzeigeverfahren gem. § 115 GO NW wird –
wie in vergangenen Projekten – durch die Stadt Aachen erfolgen.
Gemäß § 9
Abs. 2 lit. I) des Gesellschaftsvertrages der EWMR obliegen die Entscheidungen
in diesen Angelegenheiten der Gesellschafterversammlung.
Der
Aufsichtsrat der EWMR wird die Angelegenheit in seiner Sitzung am 10. Januar
2006 vorberaten. Die
Gesellschafterversammlung der EWMR wird ebenfalls am 10. Januar 2006 die
entsprechenden Beschlüsse vorbehaltlich der Genehmigung durch die Räte der
Städte Bochum, Herne und Witten fassen.
Der
Oberbürgermeister
In
Vertretung
Bornfelder
Stadtdirektor
Anlagen:
Keine