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Sachverhalt:
2012
In der Sitzung am 02.10.2012 (Vorlagen-Nr. 2012/0570) hat der Rat der Stadt Herne die Vergabe eines Auftrages zur Einrichtung einer Übergangsleitstelle (Erneuerung, Erweiterung und Migration einer Feuerwehr- und Rettungsleitstelle einschließlich Baumaßnahmen) und zur Lieferung eines Notstromaggregats beschlossen. Der Auftrag zur Einrichtung der Übergangsleitstelle wurde an die Fa. Imtech Deutschland GmbH & Co. KG erteilt. Er umfasste die Installation eines neuen Einsatzleitsystems (ELS) „Siveillance Command“ der Fa. Siemens und die Installation einer Notruffunkabfrage der Fa. Frequentis inkl. der Service- und Wartungsarbeiten.
2014
Am 02.04.2014 wurde die Übergangsleitstelle an der Feuerwache I in Betrieb genommen.
2015
Die Fa. Imtech meldete im Jahr 2015 Insolvenz an. Die bis zu diesem Zeitpunkt erbrachten Service- und Wartungsleistungen wurden unzuverlässiger und teilweise gar nicht mehr erbracht. Dies betraf insbesondere die Leistungen für die Produkte ELS und Notruffunkabfrage. Ein Teil der Service- und Wartungsverträge wurde durch den Rechtsnachfolger der Fa. Imtech, die Fa. ROM (Rud. Otto Meyer Technik Ltd. & Co. KG), übernommen.
Nach der Insolvenz der Fa. Imtech teilten die Firmen Siemens und Frequentis mit, dass sie eine Zusammenarbeit mit dem insolventen Partner Imtech nicht mehr aufrechterhalten werden.
Nach umfangreichen und aufwändigen Verhandlungen wurden durch die Firmen Frequentis und Siemens Service- und Wartungsverträge auf Basis der ehemaligen Leistungen der Fa. Imtech angeboten. Um den Betrieb, den Service und die Wartung der Leitstelle sicherzustellen, wurden diese in Abstimmung mit dem Fachbereich Recht und Bauordnung als Notverträge mit monatlicher Laufzeit abgeschlossen, die derzeit noch laufen.
2016
Am 29.02.2016 teilte die Fa. Siemens auf schriftliche Nachfrage des Fachbereiches Feuerwehr mit, dass sie sich aufgrund geschäftspolitischer und strategischer Weiterentwicklungen aus dem Geschäftsfeld der BOS-Leitstellen (Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben) zurückzieht und Mitte 2015 den Verkaufsstopp für das ELS „Siveillance Command“ verfügt hat. Die Fa. Siemens begründete die zeitverzögerte Information an den Fachbereich Feuerwehr mit den fehlenden unmittelbaren Vertragsverhältnissen zwischen der Stadt Herne und Siemens. In nachfolgenden Gesprächen mit der Fa. Siemens wurde der Stadt Herne versichert, dass die Wartungs- und Serviceleistungen zunächst bis zum Vertragsende 2018 aufrechterhalten werden. Eine Vertragsverlängerung für die Zeit nach 2018 wurde von Seiten der Verwaltung erbeten. Die Verlängerung der Wartungs- und Serviceleistungen wurde bis heute aufrechterhalten.
2017
Der erforderlichen Erneuerung des Einsatzleitsystems wurde am 23.05.2017 im Haupt- und Personalausschuss und am 30.05.2017 im Rat der Stadt Herne zugestimmt.
Wortlaut der Maßnahme:
Basierend auf der vorhandenen Hardware wird ein neues zukunftssicheres ELS inkl. der erforderlichen Schnittstellen als Ersatz für das ELS der Fa. Siemens installiert. Die vorhandene, drei Jahre alte Hardware ist für den Einsatz eines neuen ELS geeignet. Dazu müssen für das ELS und die Notruffunkabfrage Service- und Wartungsverträge abgeschlossen werden. Vor dem Hintergrund der im aktuellen Brandschutzbedarfsplan geplanten Fertigstellung der neuen Feuer- und Rettungswache I sind Laufzeiten bis zum Ende des Jahres 2021 anzustreben.
Interkommunale Zusammenarbeit
Die o. a. Maßnahme stellte planerisch den Betrieb der Leitstelle sicher und erfordert im zweiten Schritt die gesetzlich geforderte Einrichtung einer Redundanzleitstelle an der Feuerwache II. Diese stellt den Dienstbetrieb bei Systemausfall, Räumungssituationen und Überlastungen sicher.
Im Rahmen des Informationsaustausches mit umliegenden Feuerwehren wurde bekannt, dass die Stadt Bochum ebenfalls die Beschaffung eines neuen Einsatzleitsystems und den Bau einer neuen Leitstelle und einer Redundanzleitstelle plant.
Daraufhin wurde die Zusammenarbeit in Form einer interkommunalen Zusammenarbeit (IKZ) in verschiedenen Arbeitsgruppen technisch, organisatorisch und rechtlich geprüft. Ziel war es, organisatorische Redundanzen der beiden Feuerwehren und eventuelle Kosteneinsparungen den Kosten eines Neubaus einer Redundanzleitstelle in der neu zu bauenden Feuer- und Rettungswache II gegenüberzustellen.
Am 07.11.2017 wurde der Haupt- und Personalausschuss über das positive Ergebnis und die Möglichkeit der interkommunalen Zusammenarbeit mit Bochum und der einhergehenden Erstellung eines neuen Planungskonzepts der Leitstellenstrategie informiert.
In den darauffolgenden Wochen haben sich die Planungen hinreichend konkretisiert und wurden durch ein Gutachten der Fa. Kleinmann Engineering entsprechend analysiert und bewertet. Als Ergebnis wurde festgehalten, dass die gegenseitige Redundanz mit Bochum als die favorisierte Lösung angesehen werden kann.
Eine interkommunale Arbeitsgruppe Herne/Bochum wurde als Projektplaner gegründet und die folgenden Eckpunkte für die Herner Leitstelle festgelegt:
Dadurch ergeben sich die folgenden Vorteile:
Ein Vergleich der Kostenpositionen des Gutachtens zwischen den beteiligten Städten weist deutlich geringere Kosten für Herne aus. Dies liegt u. a. daran, dass viele Komponenten der jetzigen Leitstellentechnik weiterverwendet werden können, viele Aufrüstungen erst im Neubau der Feuer- und Rettungswache I durchgeführt werden und die Feuerwehr in Herne bereits Komponenten angeschafft hat, die nun nur noch aktualisiert werden müssen (z. B. Kommunikationssystem Frequentis).
2019
Festlegung und Definition der Redundanzplanung
Im Falle eines technischen Ausfalls bzw. einer notwendigen Räumung der Leitstelle muss gewährleistet sein, dass auch in diesen Ausnahmefällen Notrufe zeitnah angenommen und bearbeitet werden können. Aufgrund der erfolgreichen Planungen und Abstimmungen zwischen den Städten Herne und Bochum resultierten mit der Beschlussvorlage vom 05.06.2019 (02.07.2019 Haupt- und Personalausschuss und 09.07.2019 Rat der Stadt Herne) die politischen Beschlüsse zur öffentlich-rechtlichen Vereinbarung über die Errichtung und Bereitstellung redundanter Leitstellen.
Das Redundanzkonzept wurde durch die gemeinsame Arbeitsgruppe der Städte erarbeitet. Die Redundanz bezieht sich auf die technische bzw. räumliche Ausstattung und die organisatorischen Festlegungen. Bei einer erforderlichen Nutzung der Redundanzleitstelle in Herne oder Bochum wird hierbei auf eine räumliche Trennung verzichtet, d. h. die Leitstellenmitarbeiter von Bochum und Herne sitzen jeweils gemeinsam in einem Leitstellenbetriebsraum. In der Übergangsleitstelle der Stadt Herne wurde bereits begonnen, dieses Redundanzkonzept umzusetzen. Nach Bezug der neuen Feuerwache mit neuer Leitstelle kann die volle Redundanz gewährleistet werden. Für die Leitstelle in Bochum ergibt sich derzeit ein Mehrbedarf von zusätzlichen drei Leitstellenplätzen, die planerisch integriert werden.
Die Maßnahme führt zu einer einheitlichen Technik und einem einheitlichen Einsatzleitsystem in beiden Städten. Aus dieser Systemgleichheit ergeben sich weitere Synergien.
2019/2020
Durch die IKZ Arbeitsgruppe der Feuerwehren wurde in Zusammenarbeit mit dem Fachplaner ein Leistungsverzeichnis für die technische Umsetzung in beiden Städten erstellt.
Mit der Durchführung einer rechtssicheren Vergabe wurde aus Kapazitätsgründen der Vergabestellen der beiden Städte Bochum und Herne sowie aufgrund der Komplexität sowie der besonderen Aufmerksamkeit für das Projekt auf dem Markt ein externer Vergabeanwalt betraut.
Die EU-weite Ausschreibung wurde am 11.11.2019 veröffentlicht, bei der in einem Teilnahmewettbewerb die drei bestbewerteten Anbieter zu einem indikativen Angebot aufgefordert wurden. Nach einem anschließenden Verhandlungsverfahren konnte das finale Angebot am 15.06. - 16.06.2020 durch die interkommunale Projektgruppe der beiden Städte, den Vergabeanwalt und Fachplaner gesichtet werden.
Die Zuschlagserteilung wurde durch den Vergabeanwalt veröffentlicht. Die Firma Frequentis Deutschland GmbH aus 63225 Langen erhielt den Zuschlag.
Am 28.07.2020 wurde durch den Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda der Zuschlag für die Vergabe des neuen Einsatzleitsystems – Neukonzeption im Rahmen einer Redundanzlösung mit der Stadt Bochum – an die Firma Frequentis Deutschland GmbH, Ohmstr. 12, 63225 Langen, erteilt. Die Auftragssumme beläuft sich auf 1.445.000,- EUR brutto.
Die Einrichtung der neuen Leitstellentechnik für die Feuerwehren Herne und Bochum sieht drei wesentliche Schritte vor:
2021
Umschaltung Herne 14.09.2021
In den letzten Monaten wurden die Vorbereitungen für die Umschaltung der Leitstellentechnik in Herne vorbereitet. Alle Daten wie Straßen, Kartenlayer, Objekte und Personenkontakte wurden aus dem alten System übernommen, auf Aktualität geprüft und in das neue System eingepflegt. Der Schwerpunkt der Arbeiten lag bei der Einrichtung der Fahrzeug-Ressourcen und der damit verbundenen Maßnahmen zu den Einsatzszenarien. Hier galt es, die Alarm- und Ausrückeordnung für das gesamte Stadtgebiet zu erstellen. Am 14.09.2021 soll das alte Einsatzleitsystem mit der Notruffunkabfrage abgeschaltet werden und die neue Technik zusammen mit dem neuen Einsatzleitsystem für Herne in Betrieb genommen werden.
Umschaltung Bochum 10.11.2021
Parallel wurden in Bochum die Vorbereitungen zur Umschaltung der Leitstellentechnik und der Bezug des neuen Leitstellenbetriebsraumes vorbereitet. Die Umschaltung ist für den 10.11.2021 vorgesehen.
Umzug Herne Sommer 2026
Mit der Fertigstellung der neuen Feuer- und Rettungswache I im Jahr 2026 kann durch die Stadt Herne die volle Redundanz für die Stadt Bochum sichergestellt werden.
Der Oberbürgermeister
in Vertretung
Dr. Burbulla
(Stadtrat)
Anlagen:
Rechtlicher Hintergrund der Leitstellen-Redundanz
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