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Ratsinformationssystem

Vorlage - 2005/0287  

Betreff: Umbau des Emschersystems
Status:öffentlichVorlage-Art:Berichtsvorlage
Verfasser:Herr Padligur, 2699
Federführend:FB 54 - Umwelt Bearbeiter/-in: Säger, Susanne
Beratungsfolge:
Ausschuss für Umweltschutz Vorberatung
13.04.2005 
des Ausschusses für Umweltschutz zur Kenntnis genommen   
Ausschuss für Planung und Stadtentwicklung Vorberatung
24.05.2005 
des Ausschusses für Planung und Stadtentwicklung zur Kenntnis genommen   

Sachverhalt

Sachverhalt:

Sachverhalt:

 

Das so genannte Emschersystem, das sich seit der Gründung der Emschergenossenschaft (EG) im Jahre 1904 durch den umfangreichen Umbau der Gewässer und der Abwasseranlagen im Emschereinzugsgebiet entwickelt hat, steht vor einer tief greifenden Veränderung.

 

Die noch Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts im Emschereinzugsgebiet auftretenden Krankheiten wie Malaria, Typhus und Ruhr waren damals auf die Abflussstörungen der Gewässer und damit des Abwassers zurückzuführen. Diese waren durch die eingetretenen Bergsenkungen verursacht worden. Der damals sehr moderne Entwurf zur Beseitigung dieser Missstände, nämlich Verlegung und Begradigung der Gewässervorfluter, Sammlung der Abwässer vor Ort und deren offener Abtransport durch die Gewässer hin zu großen, zentralen Kläranlagen ermöglichte eine hygienische und betriebssichere Wasserwirtschaft. Dieser offene Abwassertransport konnte bei weiteren Bergsenkungen durch Eindeichungen und Anhebung der Gewässersohle leicht wieder hergestellt werden. Dies ist nun aus heutiger Sicht, unter den Aspekten Städtebau, Hygiene und Ökologie nicht mehr hinnehmbar und, da die Bergsenkungen abgeklungen sind, auch nicht mehr erforderlich.

 

Die seit Jahren laufenden Planungen und Aktivitäten zum Emscherumbau (Bau von parallelen Abwasserkanälen und nachfolgend die naturnahe Umgestaltung des Gewässers) konzentrieren sich in den nächsten Jahren auf die Oberläufe der Nebengewässer. Der erste so hergestellte Abschnitt des Ostbaches auf Herner Stadtgebiet sei nur als Beispiel genannt. Weitere Abschnitte befinden sich jetzt in der Planung und so ist auch der zukünftige Emscherlauf zurzeit Gegenstand der Planungen bzgl. Abwassertransport und Gewässerumbau.

 

Je weiter allerdings die Unterläufe der Gewässer und die Emscher selbst betrachtet werden müssen, um so mehr müssen Aspekte wie Sicherstellung des Hochwasserabflusses, das Schaffen einer künstlichen Grundwasservorflut und die städtebauliche Einbindung des neuen Gewässers in Siedlungskerne mit den vielfältigsten Nutzungsvorstellungen Berücksichtigung finden.

 

Die Vorgaben der europäischen Wasserrahmenrichtlinie, die im Wasserhaushaltsgesetz und demnächst im novellierten Landeswassergesetz umgesetzt sind bzw. umgesetzt werden, besagen, dass für die Gewässer ein guter ökologischer Zustand und für das Grundwasser ein gutes ökologisches Potenzial herzustellen ist. Schon heute zeigt sich allerdings, dass diese strikten Vorgaben schwerlich erreichbar sein werden, da auch die umgebauten Gewässer weiterhin dem Hochwasserschutz dienen und eingedeicht bleiben müssen. Sie müssen bei geringen Trockenwassermengen relativ große Hochwassermengen abführen, die zusätzlich noch sehr schnell ansteigen werden (ausgeprägte Hochwasserspitzen). Für einen Rückbau der begradigten Gewässer stehen heute in den dicht besiedelten Gebieten entsprechende Flächen nicht mehr zur Verfügung.

 

Eine Vorflut des Grundwassers wird in vielen Fällen nur künstlich aufrecht erhalten werden können,  wobei dieses aufgrund von Altlasten und anderen Faktoren auch flächendeckend in der Qualität beeinflusst ist.

 

Die Abwassersammler der Emschergenossenschaft werden zukünftig nicht alle Schmutz- und Regenwassermengen, die über die städtischen Mischwasserkanalisationen abgeführt werden, aufnehmen und zu den Zentralkläranlagen transportieren. Über das Kanalsystem wird nur noch maximal die doppelte Wassermenge, wie sie bei trockenem Wetter in den Kanal fließt, zur Kläranlage transportiert. Man spricht auch vom "doppelten Trockenwetterabfluss". Bei stärkeren Regenereignissen wird der über diesem "doppelten Trockenwetterabfluss" liegende Anteil an Mischwasser mit Hilfe von Regenwasserbehandlungsanlagen als stark verdünntes Abwasser in das Gewässer abgegeben.

 

Da der Umbau des Emschersystems nicht allein auf die Emscher und ihre Nebenläufe auswirkt, sollen im Folgenden die verschiedenen Ebenen des wasserwirtschaftlichen Vorhabens kurz dargestellt werden und der derzeitige Sachstand beschrieben werden.  Eine detaillierte Vorstellung (Berichte, Beschlussvorlagen) der einzelnen Projekte wird sich in den nächsten Sitzungen der Gremien der Stadt Herne anschließen.

 

 

Sachstand der einzelnen Projekte:

 

Masterplan Emscher Landschaftspark

 

Der Entwurf zum „Masterplan Emscher Landschaftspark 2010“ wurde Mitte 2004 in den bürgerschaftlichen Gremien vorgestellt. Der Rat der Stadt hat in der Sitzung am 13.07.2004 (Vorlage im Ausschuss für Umwetlschutz am 02.07.2004) beschlossen, an der Vorbereitung einer regionalen und interkommunalen Verabredung eines Parkkonsens als politische Plattform für die Weiterentwicklung des Emscher-Landschaftsparks in den kommenden 15 Jahren mitzuwirken und die Verwaltung beauftragt, die zur weiteren Entwicklung einer beschlussfähigen Endfassung notwendigen Schritte einzuleiten.

 

Zurzeit wird unter Federführung der Projekt Ruhr GmbH die Endfassung des Masterplanes erarbeitet, die Veröffentlichung ist für den Sommer 2005 vorgesehen.

 

 

 

Masterplan emscher:zukunft

 

Um die Planungen zum Umbau der Emscher mit den bereits laufenden Planungen und langfristigen Vorstellungen u. a. der Kommunen und des RVR abzustimmen und auszurichten hat die EG einen sog. Masterplan emscher:zukunft erstellt.

 

Unter dem Motto "Ein Fluss lebt auf" hat die Emschergenossenschaft unter Beteiligung namhafter Planungsbüros und in Abstimmung mit den beteiligten Kommunen ein Planwerk erstellt, welches von der Emscherquelle bis zur Rheinmündung als herausragendes strukturpolitisches Instrument acht Leitthesen als Planungsgrundsätze verknüpft:

 

  • die Hochwassersicherheit bleibt hervorragend,

 

  • stolz auf die eigene Geschichte in einem neuen gestalterischen Kontext,

 

 

  • das ökologische Potenzial wird ausgeschöpft,

 

  • lineare Gestaltungselemente betonen Offenheit und Durchgängigkeit,

 

  • Erholungs- und Freizeitmöglichkeiten mit hoher Nutzungsqualität,

 

  • wiedererkennbare Material- und Formensprache sorgt für eigenes Gesicht,

 

  • Lebensqualität und neue wirtschaftliche Potenziale sowie

 

  • eigenständige Attraktion, Identifikationsobjekt und Wirtschaftsplattform.

 

 

Der Masterplan emscher:zukunft ist bzw. wird mit dem Masterplan Emscherlandschaftspark abgestimmt.

 

Der erste Entwurf ist von der EG Anfang des Jahres erstellt worden. Eine Vorlage dazu ist in einer der nächsten  Sitzungen geplant.

 

 

 
Hochwasseraktionsplan Emscher

 

Die Emschergenossenschaft hat einen so genannten Hochwasseraktionsplan Emscher in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen (MUNLV) für die Emscher erarbeitet. Dabei werden 100-jährige, 200-jährige und extreme Hochwasserereignisse berechnet und deren Auswirkungen wie das Überfluten der Deiche simuliert. Ebenso werden Deichbruch-Szenarien dargestellt.

 

Der Hochwasseraktionsplan zeigt für das Herner Stadtgebiet, dass zumindest in den simulierten, extremen Schadensereignissen die Poldergebiete des Wanner Nordens betroffen sind. Die Endfassung des Planes ist der Verwaltung kürzlich zugegangen und wird zurzeit noch ausgewertet, eine Berichterstattung wird sich daran anschließen. Die Ergebnisse des Hochwasseraktionsplanes werden demnächst auch auf der Homepage der Emschergenossenschaft [www.eglv.de] abrufbar sein.

 

 

 

emscher:kanal

 

Für den Bau des parallel zur Emscher geplanten Abwassersammlers, genannt emscher:kanal bereitet die EG zurzeit den Genehmigungsantrag vor. Die EG macht dabei von einer Sonderregelung im Landeswassergesetz Gebrauch, nach der für diese Abwasseranlage kein einfaches Verfahren, sondern ein Planfeststellungsverfahren beantragt werden soll. Erste Planungsentwürfe befinden sich derzeit in der Detailabstimmung mit den einzelnen Kommunen. In dem dann von der zuständigen Bezirksregierung Münster durchzuführenden Planverfahren werden ab Sommer 2005 die Träger öffentlicher Belange – und damit auch die Stadt Herne – und die Öffentlichkeit beteiligt.

 

Die technische Lösung des teilweise auch auf Herner Stadtgebiet geplanten Kanals weicht dabei in vielen Fällen vom Betrieb eines normalen Abwasserrohres ab. Der Kanal wird in größeren Tiefen (bis zu ca. 50 m unter der Geländeoberfläche) liegen und ist bis nach Gelsenkirchen nur als Ein-Rohr-System geplant. Kanalschächte werden nur ca. alle 600 m angeordnet. Dadurch sind Wartungs- und Reparaturarbeiten sehr starken Einschränkungen unterworfen und lange im Voraus zu planen. Deshalb soll gleichzeitig eine parallele zweite Trasse planfestgestellt werden, die bei einem evtl. Ersatz des gebauten Kanales erstellt werden könnte. Für den Fall, dass z. B. bei Reparaturen der Kanal nur zeitweise außer Betrieb genommen werden soll, muss dass Abwasser von einem Schacht oberirdisch über dann kurzfristig zu erstellende Leitungen zum nächsten Schacht übergepumpt werden. Dieser Trassenverlauf wird ebenfalls Bestandteil der Planfeststellung.

 

Umgestaltung der städtischen und EMSCHERGENOSSENSCHAFT-lichen Nebenläufe in Herne

(Parallelsammler, Regenrückhaltung, Gewässerumbau):

 

Der Umbau der Emscher-Nebenläufe wird sich nicht nur auf die Gewässertrassen und deren Einbindung in die Landschaft auswirken. Insbesondere dort, wo die Gewässer als Schmutzwassersammler mehr oder weniger Bestandteil der städtischen Kanalisation geworden sind, hat der Bau von neuen Schmutzwasserkanälen direkt Einfluss auf das städt. Kanalnetz in den jeweiligen Einzugsgebieten. Der Zentral-Abwasserplan der Stadt Herne, der im Wesentlichen aus den 60er Jahren stammt, muss deshalb in den nächsten Jahren  überarbeitet werden. Entsprechende Überarbeitungen einzelner Einzugsgebiete sollen jeweils parallel zu den Umbauplanungen der Gewässer beauftragt werden.

 

 

 

Einzugsgebiet des Landwehrbaches

 

Für den Umbau des Landwehrbachsystems (Bau neuer paralleler Abwasserkanäle und nachfolgende Umgestaltung des Gewässers) laufen seitens der EG im Bereich der Stadt Castrop-Rauxel die Planungen. Für die Maßnahmen auf Herner Stadtgebiet liegen bzgl. der Kanalbaus vorerst nur Planungsvorentwürfe vor.

 

Für die städtischen Gewässer, die dem Landwehrbach zulaufen (z.B. Börniger Bach, Sodinger Bach mit Ruhmbach und Langelohbach) muss erst ein Entflechtungskonzept erarbeitet werden. Gerade im Stadtzentrum von Sodingen stehen keine frei überplanbare Gewässertrassen zur Verfügung. Ein entsprechender Ingenieurauftrag wird zurzeit vom Fachbereich Tiefbau vorbereitet, nachdem von der Bezirksregierung Arnsberg ein Zuwendungsbescheid zur Förderung der Planungskosten erteilt wurde.

 

 

 

Ostbach/Westbach

 

Die Entflechtung des Abwassernetzes ist durch den Bau eines Parallelsammlers durch die EG bis zur Schillerstraße abgeschlossen. Der ökologische Umbau des Gewässers ist durch die Stadt Herne von der Bochumer Stadtgrenze bis zum Teich an der Gysenbergstraße abgeschlossen. Der von der Stadt genehmigte Gewässerumbau von der Sodinger Straße bis kurz vor die Schillerstraße wird derzeit von der EG vorbereitet.

 

Für den weiteren Verlauf des Ostbaches durch den Siedlungsbereich von Herne Mitte gibt es Planungsvorstellungen seitens der EG, die die Schaffung eines neuen Gewässerbettes einschließlich der Offenlegung in Teilbereichen vorsieht. Ein konkreter Planungsstand ist allerdings noch nicht erreicht worden. Auch sind die für den Bau eines parallelen Schmutzwassersammlers einschließlich der Regenwasserbehandlungsanlagen notwendigen hydraulischen Berechnungen noch nicht abgeschlossen. Sowohl beim sog. Niederschlags-Abfluss-Modell und den Schmutzfrachtberechnungen müssen seitens der EG und der beauftragten Ingenieur-Büros zusätzliche Betrachtungen angestellt werden, um abgesicherte fachtechnische Aussagen tätigen zu können.

 

 

 

Schmiedesbach

 

Der Mittellauf des Schmiedesbaches ist auf dem Hibernia-Gelände durch die Erstellung der sog. Gracht im Wesentlichen hergestellt. Bei der zurzeit laufenden Geländeherrichtung werden u. a. Restarbeiten am Gewässer sowie das Regenwasserentwässerungsnetz erstellt.

 

Für den vom Flottmanngelände bzw. aus dem Bereich Erlenweg/Eichenweg geplanten Zulaufgraben ist die Vergabe der Ingenieurleistungen erfolgt, mit dem Ziel, die Genehmigungsplanung bis zum nächsten Jahr fertig zu stellen.

 

Beim Emschergenossenschaftlichen Abschnitt von der Rottbruchstraße bis zur Emscher werden von der EG die Abwasseranlagen geplant. Eine Veränderung der Gewässertrasse ist hier jedoch nur sehr eingeschränkt möglich.

 

Für den derzeit verrohrten, städtischen Abschnitt des Schmiedesbaches vom Hiberniagelände bis zur Rottbruchstraße gibt es Überlegungen, eine neue Gewässertrasse weiter östlich zu erstellen. Dadurch wäre eine teilweise offene Wasserführung möglich. Derzeit laufen auch in Verbindung mit der EG verschiedene Vorplanungen.

 

 

 

Hauptkanal Wanne

 

Beim Hauptkanal Wanne gibt es zurzeit noch keine konkreten Planungen.

 

 

 

 

Dorneburger Mühlenbach

 

Im Jahr 1997 hat die Emschergenossenschaft einen Antrag zur Planfeststellung zur ökologischen Verbesserung des Dorneburger Mühlenbaches von der Stadtgrenze Bochum bis zur Langekampstraße bei der Stadt Herne eingereicht.

 

Die Genehmigungsunterlagen berücksichtigten die geplante Einleitung von Niederschlagswasser von bis zu 13.000 l / s am Entlastungsbauwerks des Stauraumkanals oberhalb der Kurhausstraße. Diese Abschlagsmenge stieß auf erhebliche Bedenken seitens der Unteren Wasserbehörde Herne wie auch des Staatlichen Umweltamtes Hagen sowie der Bezirksregierung Arnsberg. Da die mögliche Abschlagsmenge einen entscheidenden Einfluss auf die Gestaltung des Gewässerbettes hat, muss vor dem Umbau des Gewässerbettes diese Frage geklärt sein. Trotz der Beteiligung unterschiedlicher Hochschulen wurden aber bisher keine neuen plausiblen hydraulischen Berechnungen vorgelegt. Damit ist auch das Thema einer möglichen zusätzlichen Rückhaltung im Bereich der Kleingartenanlagen nicht abschließend entschieden.

 

Im Jahre 2001 wurde der Antrag auf Planfeststellung deshalb von der EG zurückgezogen und ein Antrag zur Plangenehmigung der ökologischen Verbesserung nur bis Höhe Eintrachtstraße eingereicht. Nach Durchführung einer Umwelterheblichkeitsprüfung wurde durch die Untere Wasserbehörde Herne im Oktober 2004 die Plangenehmigung zur ökologischen Verbesserung des beantragten Gewässerabschnittes – Stadtgrenze Bochum bis oberhalb Eintrachtstraße – erteilt.

 

Die Genehmigung konnte erteilt werden, weil in dem beantragten Gewässerabschnitt derzeit keine zusätzlichen Abwassereinleitungen mehr stattfinden. Die an der Bochumer Stadtgrenze übernommene Wassermenge wird nur durchgeleitet. Damit stellt die vorgelegte hydraulische Berechnung aus 1997 eine „worst case" Betrachtung dar und begründete daher nach Auffassung der Unteren Wasserbehörde keine Ablehnung der eingereichten Unterlagen in der Sache.

 

Es ist davon auszugehen, dass im Spätherbst mit der Baumaßnahme zur ökologischen Verbesserung des Gewässerbettes begonnen wird.

 

Derzeit erfolgt der Bau des letzten Abschnittes für den Parallelsammler bis zum Hüller Bach. Die Planungen der EG für einen neuen Gewässerdurchlass unter dem Bahnhof Wanne und für den Gewässerumbau bis zum Hüller Bach laufen zwar, sind aber aufgrund der nicht geklärten Gewässerhydraulik nicht abgeschlossen.

 

 

 

Hüller Bach

 

Derzeit laufen auch die Planungen für die ökologische Verbesserung des Hüller Baches, dem größten Nebenfluss der Emscher, von Bochum aus  bis zur Mündung in Gelsenkirchen. Genehmigungsplanungen für den Parallelsammler wurden bisher nicht eingereicht.

 

Für den nachfolgenden Gewässerumbau gibt es bisher erste Vereinbarungen über die zulässige kritische Sohlschubspannung (= Kraft des Wassers die zu einer Bewegung und Transport des verwendeten Bodenmaterials im Gewässer führt). Dieser Parameter hat wesentlichen Einfluss auf den gesamten Ausbau des Systems hinsichtlich der erforderlichen Rückhaltung, wie auch der maximalen Wassermengen im gewählten Gewässerprofil.

 

 

 

Bau neuer Düker unter dem Rhein-Herne Kanal

 

Die Abschnitte der Nebenläufe der Emscher, die in großer Tiefenlage unter dem Rhein-Herne-Kanal geführt werden (sog. Düker), müssen in den nächsten Jahren von der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) aufgrund des hohen Alters der Bauwerke ersetzt werden. Die WSV bereitet derzeit die Planfeststellungs- bzw. Plangenehmigungsunterlagen vor. Die Verfahren führt dann die Stadt Herne als untere Wasserbehörde durch. Insbesondere im Falle des Schmiedesbach-Dükers hat es bereits mehrere Gespräche der Verwaltung mit der WSV gegeben, da es dort aufgrund der Enge zwischen WHE-Eisenbahn- und Hertener Straßenbrücke und anderer Zwangspunkte zu starken Beeinträchtigungen für das angepachtete Gelände des Kanu-Vereins kommen wird.

 

 

 

Grundwasserbewirtschaftung

 

Bei den Umbauplanungen für die Oberflächengewässer ist auch das Fremdwasserproblem im Kanalnetz stärker zu berücksichtigen. Aufgrund der durch Bergsenkungen gestörten Grundwasservorflut ist in großen Teilen der Stadt kein direkter Zufluss von Grundwasser in die Oberflächengewässer mehr möglich. Das Grundwasser wird zurzeit an vielen Stellen - vielfach durch Eigeninitiative von Betroffenen (Stichwort „nasse Keller“) – gezielt abgeführt, kann aber mangels anderer Möglichkeiten hier nur in das Schmutzwassernetz eingeleitet werden. Auch werden durch defekte Kanäle größere Mengen Grundwasser bereits abgeführt. Dieser Zustand ist, auch wenn er den Verwaltungen bekannt ist, selten rechtlich bzw. gebührenrechtlich geregelt. Wird Grundwasser in größeren Mengen im Kanalnetz abgeführt, erhöht sich die Menge an klärpflichtigem Abwasser, die Behandlungskosten steigen und im Gegenzug verringert sich die Trockenwassermenge der Oberflächengewässer.

 

Die EG, die aufgrund des Emschergenossenschafts-Gesetzes die Aufgabe hat, die Grundwasservorflut in ehemaligen Bergsenkungsgebieten zu regeln, hat dazu bisher keine flächendeckenden Maßnahmen ergriffen.

 

Auf einem Workshop hat die EG im letzten Jahr einen ersten Vorschlag unterbreitet, wie ein großräumiges Grundwassermanagement organisiert werden könnte. Danach würde sie Anlagen zur Übernahme von Grundwasser bauen, an denen die Städte oder auch Private die Möglichkeit hätten, getrennt geführtes Grundwasser abzuleiten. Es ist aber noch völlig ungeklärt, ob eine solche Aufgabenteilung bei der Grundwasserhaltung rechtlich und gebührenrechtlich möglich und dann von den zu erwartenden Kosten finanzierbar ist.

 

 

Strategisches Handlungskonzept  Hüller Bach / Dorneburger Mühlenbach

 

Auf Initiative der Stadt Herne und mit Förderung des MURL wurde im Rahmen des oben genannten Strategischen Handlungskonzeptes modellhaft ein Entwässerungskonzept durch die Emschergenossenschaft entwickelt.

 

Mit dem Projekt sollen im Einzugsgebiet des Hüller Baches/Dorneburger Mühlenbachs grundlegende wasserwirtschaftliche Fragen beantwortet und konkrete Handlungsansätze gefunden werden.

 

Mit dem Umbau des Hüller Bachs und seiner Nebenläufe ist die Aufwertung der Bäche durch die ökologische Verbesserung bei einer möglichst hohen Gewässergüte geplant. Die generelle Zielsetzung ist die Wiederherstellung des guten Gewässerzustands im Sinne der EU-Wasserrahmenrichtlinie.

 

Mit dem Projekt konnten modellhaft grundlegende wasserwirtschaftliche Fragen beantwortet und konkrete Handlungsansätze gefunden werden, insbesondere über

 

  • das derzeitige Fließverhalten des Grundwassers,
  • die Qualität des Grundwassers,
  • die Auswirkungen von Altlasten,
  • die zukünftige Regenwasserbewirtschaftung in Poldergebieten,
  • die wasserwirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Flächenentwicklung

 

 

 

Als Fazit kann für das Projekt festgehalten werden,

 

  • das Grundwasser ist bezogen auf einige Schadstoffe ballungsraumtypisch belastet, insbesondere für die Parameter Sulfat und PAK

 

  • insgesamt ist jedoch das Grundwasser angesichts der zahlreichen, altlastbedingten Schadstoffquellen deutlich geringer belastet, als zu erwarten wäre, also besser als sein Ruf

 

 

  • in Poldergebieten, in denen durch Bergsenkungen keine natürliche Grundwasservorflut besteht, muss für das Grund- und Regenwasser ein geeignetes Vorflutsystem geschaffen werden, um das Wasser den zukünftig naturnah umgestalteten Bächen zuzuführen.

 

Um solche neuartigen Vorflutsysteme modellhaft erproben zu können, hat die Emschergenossenschaft entsprechende Zuwendungsanträge an das MUNLV gestellt. Eine Förderung wurde in Aussicht gestellt.

 

 

 

 

Regenwassermanagement

 

Zukunftsvertrag Regenwasser

 

Die EG möchte mit allen Kommunen in ihrem Einzugsgebiet Verträge abschließen, nach denen in einem Zeitraum von 15 Jahren 15 Prozent der versiegelten Flächen vom Schmutzwassernetz abgekoppelt werden sollen.

 

Als Basis sollen die 1996 vorhandenen versiegelten Flächen herangezogen werden. Die EG möchte mit der Reduzierung der Abwassermengen dadurch Geld sparen, dass kleinere Schmutzwassersammler und kleinere Regenrückhalte-Einrichtungen gebaut werden können und bei der Umgestaltung der Emscher und der Nebenläufe kleinere Hochwassermengen zu bewältigen wären.

 

Die Verwaltung sieht es als grundsätzlich sinnvoll an, eine entsprechende Vereinbarung zu treffen. Da aber die versiegelten Flächenanteile für den Stand 1996 bisher nicht ausreichend detailliert vorliegen und auch der Anteil der seit 1996 bereits abgekoppelten, vormals versiegelten Flächen, sich bisher nicht exakt festlegen lässt, ist eine Prognose, mit welchem Mitteleinsatz weitere Maßnahmen umsetzbar sein werden schwierig und zurzeit wenig belastbar. Deshalb hat die Verwaltung der EG einen Übergangszeitraum von mehreren Jahren vorgeschlagen. Erst danach ließe sich einigermaßen verlässlich eine langfristige Prognose abgeben. In dieser Zeit ist es erforderlich, dass bei der Stadtverwaltung ein Abkoppelungs- oder Anschlussflächenkataster mit hinreichender Genauigkeit und Aussagekraft aufgebaut wird.

 

Mittlerweile hat die EG der Stadt Herne einen neuen, stark überarbeiteten Vertragsentwurf zugeleitet, der erneut fachlich und rechtlich geprüft werden muss.

 

Es ist beabsichtigt, die endgültige Fassung Mitte des Jahres 2005 den bürgerschaftlichen Gremien zur Beratung vorzulegen.

 

 

 

 

Der Oberbürgermeister

In Vertretung

 

 

 

(Terhoeven)