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Finanzielle Auswirkungen in Euro
Teilergebnisplan (konsumtiv)
Produkt | Kontengruppe | Ertrag/Aufwand (-) |
Nr.: 3601 Bez.: Tagesbetreuung für Kinder | Nr.: 2 Bez.: Zuwendungen und allgemeine Umlagen
Nr.: 6 Bez.: Kostenerstattung und Kostenumlagen
Nr.: 11 Bez.: Personalaufwendungen
Nr.:13 Bez.: Aufwendungen für Sach-/Dienstleistungen
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36.100,00 (2017)
100.000,00 (p.a. 2018 – 2020)
11.200,00 (2017)
27.000,00 (p.a. 2018 – 2020)
- 40.200,00 (2017)
- 112.200,00 (p.a. 2018 – 2020)
- 12.500,00 (2017)
- 30.000,00 (p.a. 2018 – 2020) |
Beschlussvorschlag:
Der Haupt- und Personalausschuss beschließt die Einrichtung von 2 Fachkraftstellen S 8a mit 19,5 Wochenstunden und von 1 Koordinierungsstelle S 8a mit 9 (in 2017)/19,5 (ab 2018) Wochenstunden für die Zeit vom 01.08.2017 – 31.12.2020 (Projektzeitraum).
Sachverhalt:
Strategisches Ziel des Fachbereiches Kinder-Jugend-Familie:
„Der Rechtsanspruch auf Kindertagesbetreuung ist unter Beachtung der Qualitätsstandards sichergestellt.“
Das neue Bundesprogramm „Kita-Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) möchte Kindern, die bisher nicht oder nur unzureichend von der institutionellen Kindertagesbetreuung erreicht wurden, den Einstieg in das deutsche System der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung erleichtern. Die frühpädagogischen Angebote müssen sich an den individuellen Ausgangslagen der Kinder und Familien orientieren und können helfen, den Weg ins Regelangebot der Kita oder der Kindertagespflege zu ebnen und so die Bildungsteilhabe der Kinder und ihrer Familien zu erhöhen.
Das Bundesprogramm „Kita-Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung“ startet im Frühjahr 2017 und hat eine Laufzeit bis Ende 2020. Niedrigschwellige frühpädagogische Angebote, die sich an Kinder und ihre Familien richten, können umgesetzt werden, um den Einstieg in das Regelsystem vorzubereiten. Ebenfalls können Qualifizierungsmaßnahmen durchgeführt werden, die das Erreichen der Ziele des Bundesprogramms befördern.
Die frühpädagogischen Angebote können additiv zu bestehenden Bildungs-, Betreuungs- und Erziehungsangeboten für die Kinder und ihre Familien entwickelt, erweitert und erprobt werden. Diese Angebote sollen niedrigschwellig und von der Angebotsseite verlässlich sein. Sie sollen sich zugleich an die Kinder und ihre Eltern bzw. Familien der Kinder richten und ressourcenorientiert und kultursensibel angelegt sein. Mit dem Ziel, den Weg in das Regelangebot der Kitas zu ebnen, sind diese Angebote für die Nutzergruppe in der Regel zeitlich befristet angelegt.
Die Angebote für den Kita-Einstieg ergänzen den Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz, ersetzen diesen aber nicht. Zugleich sollen diese Angebote in Entwicklungen vor Ort eingebunden sein. Das bedeutet, dass sie einerseits auf bestehenden Qualitätsstandards aufbauen und andererseits in kommunale Handlungsstrategien eingebettet sind sowie zugleich vernetzt im Sozialraum (weiter-)entwickelt werden. Die Zusammenarbeit der lokalen Akteure wird als maßgeblich für den Erfolg des Bundesprogramms angesehen.
Ausgangslage in Herne:
Als Brückenprojekt des Landes NRW startete „Kita im Koffer“ am 01.01.2016 in drei kommunalen Gemeinschaftseinrichtungen mit einem wöchentlichen Eltern-Kind-Angebot von sechs Stunden je Einrichtung für jeweils 10 Kinder und ihre Eltern. Das Brückenprojekt „Kita im Koffer“ war und ist eine Minimallösung.
Trotz der temporären Betreuung ermöglicht die regelmäßige Förderung den Kindern eine erste Annäherung an den hiesigen KiTa-Alltag. Durch die Herkunftsvielfalt der Familien ist die gemeinsame Sprache der Kinder in der Regel deutsch. Kombiniert mit alltagsnahen Erfahrungen und spielerischer Sprachförderung machen die Kinder nach unseren jetzigen Erfahrungen schnell Fortschritte in der deutschen Sprache. Das wachsende Vertrauen der Eltern nach dem Kontakt- und Beziehungsaufbau ermöglicht mit entsprechender Beratung und Begleitung in der Regel eine gute Vermittlung in Angebote der Familienzentren oder eine erreichbare Kita .
Im Jahr 2016 haben 79 Kinder und deren Eltern „Kita im Koffer“ besucht. 33 Kinder wurden in Kitas und 9 Kinder in Grundschulen vermittelt. Das geschah durch intensive Beratung der Eltern und die konkrete Begleitung in die Kitas und Schulen. Die Wirksamkeit dieses Brückenprojektes hat Hinweise für die Erfolgskriterien der Integration von neu zugewanderten Familien in die frühkindlichen Bildungsangebote vermittelt.
Ab Mitte 2016 wurden aufgrund der Auslastung der kommunalen Gemeinschaftseinrichtungen für Asylsuchende vermehrt Familien mit gesichertem Bleiberecht zeitnah in Wohnungen vermittelt. Diese neu zugewanderten Familien, die über das gesamte Stadtgebiet verteilt wohnen, leben oftmals isoliert ohne soziale Kontakte und sind je nach Herkunftsland nicht mit den hiesigen frühkindlichen Bildungsangeboten vertraut. Außerdem erschweren die fehlenden oder geringen Deutschkenntnisse die allgemeine Orientierung und den Einblick in das komplexe Anmeldeverfahren der Kindertageseinrichtungen und den Zugang zur Kindertagespflege. Hier ist eine konzeptionelle Erweiterung um Spielgruppen mit Elternansprache in den Stadtteilen vor Ort angezeigt, um die Familien flächendeckend zu erreichen. Am 01.01.2017 wurde das Kita-im-Koffer-Angebot um eine Spielgruppe in der Ev. Kita BertaKids in Herne-Mitte erweitert. Hinzu kamen Initiativen einzelner Familienzentren analog dem Kita-im-Koffer-Konzept. Mit Hausbesuchen durch die Kita-im-Koffer Fachkraft und einem zweisprachigen Bildungslotsen wurden die im gesamten Stadtgebiet lebenden Vorschulkinder und ihre Eltern eingeladen. Zur Zeit besuchen 11 Kinder regelmäßig für sechs Stunden wöchentlich die Gruppe in der Bertastrasse, weitere 12 Kinder besuchen das geschaffene Angebot in Familienzentren. Bereits jetzt ist absehbar, dass die intensive Förderung durch zwei Fachkräfte und der Kontakt zu den Kitakindern im gemeinsam genutzten Außengelände der überwiegenden Zahl der neu zugewanderten Kinder einen reibungslosen Übergang in die Grundschule ermöglicht.
Zudem entspricht das Herner Kinderbetreuungsangebot nicht der Nachfragesituation. Eine erhebliche Ausweitung des Platzangebotes in Kindertageseinrichtungen erfolgt sukzessive, doch ist mit einer Entspannung frühestens 2019 zu rechnen. Zur Zeit (Stand 31.03.2017) leben 171 neu zugewanderte Kinder im Alter zwischen einem Jahr und sechs Jahren in Herne ohne einen Kita-Platz. Davon nutzen derzeit wöchentlich durchschnittlich 35 Kinder Kita im Koffer-Angebote in den Gemeinschaftseinrichtungen und Spielgruppen, weitere 12 überwiegend Vorschulkinder besuchen die Angebote einzelner Familienzentren analog Kita im Koffer. Ca. 30 % dieser aktuell ermittelten 171 Kinder sind im Vorschulalter und besuchen zum neuen Schuljahr 2017/2018 die Grundschule. Aufgrund des stetigen Neuzuzugs von Familien und der daraus resultierenden Fluktuation ist mit einer Entschärfung der Situation von neu zugewanderten Kinder unter sechs Jahren ohne einen Platz in der Kindertagesbetreuung kurzfristig nicht zu rechnen. In Herne konnte festgestellt werden, dass das Kita-im-Koffer Angebot mit einer wöchentlichen Förderung von sechs Stunden und zwei Fachkräften dazu angetan ist, die Kinder so zu fördern und die Eltern soweit einzubinden, dass die Kinder gute Fortschritte in der deutschen Sprache machen, sich altersgemäß weiter entwickeln und die Familien Kontakte und Anknüpfungspunkte an das hiesige System finden. Das sind wichtige Faktoren für eine erfolgreiche Bildungsbiografie und gelingende Integration.
Das sogenannte Brückenprojekt hat sich nicht nur als Brücke bewährt, sondern als sinnvolle Alternative zu einem Kitaplatz. Der Erwerb der deutschen Sprache erfolgt in einem „Sprachbad“ fast automatisch. Den Kindern steht derzeit kein anderes Angebot zur Verfügung. Zielsetzung ist nicht eine Aushöhlung des bestehenden Bildungssystems, sondern die kurzfristige Lösung eines Akutproblems zum Auffangen von Flüchtlingskindern/-familien sowie bildungsfernen Familien, bis mittelfristig der flächendeckende Kitaausbau vollzogen ist.
Die Eigenleistung des Zuwendungsempfängers ist in Höhe von 10 % der Gesamtausgaben vorgesehen. Zur Geltendmachung des vollen Förderbetrages von 150.000,00 € p. a. muss sich der Anteil aus Eigen- oder Drittmitteln (Gesamtausgaben) somit rechnerisch auf 166.666,00 € p. a. belaufen.
Der Höchstförderbetrag von 150.000,00 € p. a. wird bei der Stadt Herne nicht ausgeschöpft werden können, weil der Gesamtaufwand für Personal sowie projektspezifische Sach- und Dienstleistungen nicht den rechnerischen Höchstbetrag erreicht.
Das Bundesprogramm „Kita-Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung“ hat das grundsätzliche Ziel, den Zugang zu Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege zu erleichtern. Dazu stehen verschiedene förderfähige Instrumente zur Verfügung:
Das ausgeschriebene Bundesprogramm „Kita-Einstieg“ ermöglicht in Herne in Ergänzung des Brückenprojektes „Kita-im-Koffer“ eine Angebotsausweitung auf vier Ebenen:
Mit dem Bundesprogramm „Kita-Einstieg“, dem Brückenprojekt Kita im Koffer und den Initiativen einzelner Familienzentren ist folgende Bedarfsdeckung angestrebt:
Projektbausteine | Standorte | Wöchentliche Stunden-anzahl | Maximale Anzahl der Kinder |
Kita im Koffer Team 1: 1 Fachkraft 30 Stunden
1 Ergänzungskraft 20 Stunden
| GMU Zechenring 14-18 / Spielgruppe Bertastr., Herne-Mitte | 6 | 10 |
GMU Dorstener Str. 51 | 6 | 10 | |
GMU Südstr. 111 | 6 | 10 | |
Kita im Koffer Team 2: 1 Fachkraft 30 Stunden
1 Ergänzungskraft 20 Stunden
| GMU Ackerstr. 10 | 6 | 10 |
Spielgruppe in Wanne Mitte | 6 | 10 | |
Spielgruppe in Röhlinghausen | 6 | 10 | |
Kita Einstieg Team 1 Fachkraft 19,5 Stunden 1 Fachkraft 19,5 Stunden 1 Koordinierungskraft 9 Std. (2017) bzw. 1 Koordinierungskraft 19,5 Std. (2018 – 2020) | Spielgruppe in Sodingen | 6 | 10 |
Spielgruppe in Herne-Mitte | 6 | 10 | |
Spielgruppe in Wanne-Nord | 6 | 10 | |
Spielgruppe mit Eltern am Nachmittag | Städt. Familienzentrum Flora Florastr. 22, Wanne-Süd | 6 | 10 |
Sprachfördergruppe „Sprechdachse“ | Kath. Familienzentrum Arche Noah Glockenstr. 6a, Herne Mitte | 2 | 4 |
Maximale Anzahl der zu erreichenden Kinder und ihrer Familien | 104 | ||
Die bisherigen Erfahrungen haben gezeigt, dass ohne Unterstützung eine beträchtliche Zahl von Kindern und Familien keinen eigenen Zugang zu den frühpädagogischen Bildungseinrichtungen findet. Dieses Projekt ist ein Baustein dieser wichtigen gesellschaftlichen Aufgabe.
Der Oberbürgermeister
In Vertretung
Thierhoff
(Stadträtin)