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Finanzielle Auswirkungen in Euro
Teilergebnisplan (konsumtiv)
Produkt | Kontengruppe | Ertrag/Aufwand (-) |
Nr.: 3601 Bez.: Tagesbetreuung für Kinder | Nr.: 2 Bez.: Zuwendungen und allgemeine Umlagen
Nr.: 11 Bez.: Personalaufwendungen
Nr.: 13 Bez.: Aufwendungen für Sach-/Dienstleistungen
| 28.100,00
- 41.200,00
- 2.700,00 |
Teilfinanzplan (investiv)
Maßnahme | Kontengruppe | Einzahlung/Auszahlung (-) |
Nr.: Bez.: | Nr.: Bez.: | keine |
Beschlussvorschlag:
Die og. Gremien beschließen die Ausweitung eines Brückenprojektes für Flüchtlingskinder und ihre Eltern vom 01.07.2016 – 31.12.2016.
Sachverhalt:
Vorschulische Bildung ist entscheidend für eine positive Bildungsbiografie. In Herne haben wir bereits einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Familien, bei denen Kinder mangels deutschsprachiger Fähigkeiten Bildungs- und Integrationsbarrieren haben. Die Zuwanderung von Flüchtlingen und Asylsuchenden erhöht ohne entsprechende Maßnahmen diesen Anteil.
Vielen geflüchteten Familien ist unser vorschulisches Bildungssystem fremd. Teilweise bestehen Ängste gegenüber staatlichen Institutionen wie öffentlichen Bildungseinrichtungen oder es fehlt noch das Verständnis dafür, aus welchen Gründen ein kontinuierlicher und verlässlicher Besuch der KiTa notwendig ist, bzw. wie frühkindliche Bildung in unserem Kulturkreis verstanden wird.
Daher bedarf es Instrumente, mit denen man flexibel auf den Bedarf eingehen kann. Das Projekt „KiTa im Koffer“ ist ein unverzichtbares Projekt, um genau in diesem Sinne flexibel reagieren zu können.
Das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend und Sport des Landes NRW stellt Projektmittel zur Kinderbetreuung in besonderen Fällen für Kinder aus Flüchtlingsfamilien und vergleichbaren Lebenslagen zur Verfügung. Es sollen sogenannte „Brückenprojekte“ eingerichtet und gefördert werden, die Kinder der Altersgruppe vor dem Schuleintritt und ihre Eltern an institutionalisierte Formen der Kindertagesbetreuung heranführen.
Es handelt sich um eine Festbetragsfinanzierung. Es werden Betreuungspakete mit einer Pauschale in Höhe von 30 € finanziert, die für die Betreuung von bis zu 5 Kindern für 60 Minuten durch jeweils eine pädagogische Fachkraft bereitgestellt werden. Dieses Geld dient als Gegenfinanzierung für alle anfallenden Personalkosten und Sachkosten des Antragstellers. Personell sind eine pädagogische Fachkraft mit 30 Stunden (S 8a) und eine pädagogische Ergänzungskraft mit 20 Stunden (S 3) vorgesehen und notwendig.
Aus dem vorherigen Stellenbesetzungsverfahren der Kita im Koffer im ersten Aufschlag ergibt sich ein „Überhang“ in Höhe von 9 Wochenstunden. Die Fachkraftstelle des 2. Paketes „Kita im Koffer“ kann daher nur mit 21 Wochenstunden besetzt werden. Dies wird bei der Personalakquise mit berücksichtigt.
Das Herner Modell der „Kita im Koffer“ ist ein aufsuchendes Eltern-Kind-Spielangebot in den Flüchtlingseinrichtungen. Ziele der „Kita im Koffer“ sind unter anderem:
- Kurz- bis mittelfristige Strategie, um dem ersten Bedarf an pädagogischer Begleitung für Kinder gerecht zu werden
- Kontakt- und Beziehungsaufbau zu den Familien in den Flüchtlingseinrichtungen, Abbau von möglichen Schwellenängsten
- Stärkung des Sicherheitsempfindens der Kinder
- Ermittlung der Ressourcen der Familie, um weitere Möglichkeiten und Schritte der Integration auszuloten
- Heranführen an Strukturen und Lernprozesse, welche in einer KiTa üblich sind
- Vermittlung und Begleitung der Familien in bestehende Angebote der Kitas und Familienzentren in der Nähe der Flüchtlingseinrichtungen bzw. der zukünftigen Wohnung (beispielsweise Mutter-Kind-Gruppen, Krabbelgruppen oder andere niederschwellige Angebote der Familienzentren)
- Integration der Kinder und deren Familie in das bestehende Bildungssystem, indem die Kinder eine Kindertageseinrichtung besuchen (Mitarbeiter/innen in der entsprechenden Kindertageseinrichtung erhalten alle Informationen von der Familie, die der Mitarbeiter/ die Mitarbeiterin in der Übergangszeit erhalten konnte und die diese weitergeben darf)
- mittel- bis langfristig ermöglicht die Vermittlung von Kindern in Betreuungsangebote auch den Eltern die Integration in den Arbeitsmarkt
Das Herner Modell der „Kita im Koffer“, welches bereits ab 01.01.2016 durchgeführt wird, hat sich bewährt. 44 Kinder haben alleine in der Anfangsphase im ersten Quartal an der „Kita im Koffer“ teilgenommen. Vor dem Hintergrund der hohen Fluktuation in den Flüchtlingseinrichtungen, den hohen organisatorischen Herausforderungen, sich in den Flüchtlingseinrichtungen entsprechend improvisierend den Gegebenheiten anzupassen und dem Umstand, dass eine solche Maßnahme für die Familien noch völlig unbekannt war, ist dies bereits ein deutlicher Erfolg. Ohne dieses Projekt wäre es nicht möglich gewesen, diese Familien zu erreichen. Die Kinder und Eltern haben eine erste pädagogische Begleitung und Heranführung an das vorschulische Bildungssystem erfahren, welches als kurzfristige Strategie zur Begegnung des Bedarfs greift. Die Kinder lernen sich an zeitliche Abläufe und Strukturen zu halten. Fast alle Kinder erwerben dort erste deutsche Sprachkenntnisse. Ihre Motivation zu lernen wird aufgegriffen und gefördert. Sie lernen dabei, sich in eine institutionalisierte Gruppe einzubringen und an Regeln zu halten. Sie lernen den angemessenen Umgang mit Materialien, der auch in der weiteren Bildungsbiografie notwendig ist. 8 Kinder aus dem Projekt konnten sogar bereits in Kindertageseinrichtungen vermittelt werden, eines davon ist in die Schule aufgenommen worden. Viele Eltern haben bereits Zutrauen zu den Mitarbeitern der Stadt gewonnen. Sie erkundigen sich in verschiedenen Angelegenheiten bzgl. ihrer Kinder bei dem Team der „KiTa im Koffer“. Das Angebot wird zunehmend verlässlicher wahrgenommen. In der Vernetzung mit anderen städtischen Stellen konnten frühzeitige Unterstützungsprozesse für Eltern initiiert werden, was zur familiären Stabilisierung beitrug.
Das Projekt soll daher ab 01.07.2016 zunächst bis 31.12.2016 ausgeweitet werden. Ob eine Verlängerung der Fördermittel seitens des Landesjugendamtes über den 31.12.2016 hinaus erfolgen kann, ist noch unklar.
Bisher wurden die Einrichtungen am Zechenring, an der Dorstener Str. und an der Südstr. besucht. Die Angebote wurden flexibel gestaltet, da die Präsenz von Familien an den genannten Standorten sehr unterschiedlich war.
Bei der Ausweitung der „Kita im Koffer“ werden zukünftig auch die Standorte an der Ackerstr. und am Buschkamp mit berücksichtigt. Weiterhin wird sich das neue Team mit dem Betreiber der Unterkunft an der Südstr., der Arbeiterwohlfahrt, absprechen und dort das Angebot ausweiten. Die „Kita im Koffer“ nutzt die räumlichen Ressourcen des Fachbereiches 41 und stimmt die Angebote mit ihm ab. Die Familien sollen an bestehende Angebote im Sozialraum herangeführt werden. In allen Flüchtlingseinrichtungen lebt aktuell eine ausreichend große Anzahl von Kindern mit ihren Familien, um das Angebot auszuweiten.
Die Lebenssituation der Flüchtlinge und daraus resultierende Herausforderungen sind in Herne sehr präsent. Auch für die Zukunft ist mit weiterer, stetiger Zuwanderung von Flüchtlingen in Herne zu rechnen. Daher ist es unerlässlich, Familien bei ihren Bemühungen um Integration und einer positiven Entwicklung der Kinder konkret und nachhaltig zu unterstützen.
Die Erfahrungen haben gezeigt, dass ohne Unterstützung eine beträchtliche Zahl von Kindern und Familien keinen eigenen Zugang zu den Bildungseinrichtungen finden. Dieses Projekt ist ein Baustein dieser wichtigen gesellschaftlichen Aufgabe. Es hat sich gezeigt, dass das gewonnene Vertrauen der „Kita im Koffer“ – Mitarbeiter zu den Eltern eine Grundlage für Veränderungen und die ersten Schritte zur Integration sind. Die Erfahrungen der „Kita im Koffer“- Mitarbeiter fließen in die verschiedenen Netzwerke ein.
Der Oberbürgermeister
in Vertretung
Thierhoff
Stadträtin