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Wortprotokoll Beschluss |
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1 | öffentlich | ACoSuM_Abschlussbericht_bf (6530 KB) |
Für die antragsstellende SPD Fraktion erläutert Frau StV Boneberger die Gründe, die zum vorliegenden Vorschlag zur Tagesordnung zum Thema Alkoholvergiftungen von Jugendlichen in Herne geführt haben.
Zum angesprochenen Thema berichtet anschließend Frau Dr. Burrichter (Fachbereich 43) für die Verwaltung wie folgt:
Alkoholvergiftungen von Kindern und Jugendlichen in Herne
Wie das Landesamt für Statistik (IT.NRW) im Dezember 2022 mitteilte, hat sich bei den stationär behandelten Alkoholvergiftungen von Kindern und Jugendlichen auf NRW-Ebene die rückläufige Entwicklung der letzten Jahre in 2021 weiter fortgesetzt. Zehn Jahre zuvor wurden in NRW noch 60% mehr Kinder und Jugendliche aus diesem Grund stationär behandelt.
Im Pandemiejahr 2020 war die Zahl die Alkoholvergiftungen bundesweit in allen Altersgruppen geringer als 2019. Dabei fiel der Rückgang bei jungen Menschen besonders hoch aus (Statistisches Bundesamt).
Der Rückgang wird allgemein durch die beschränkenden Maßnahmen im Rahmen der Pandemie erklärt. Abgesagte Feste, geschlossene Lokale, Kontaktbeschränkungen. Viele Veranstaltungen, die mit Alkoholkonsum verbunden sind, konnten 2020 nicht stattfinden (siehe hierzu auch Sachbericht zum Projekt: "Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Substanz- und Medienkonsum Jugendlicher und junger Erwachsener in Deutschland" (bundesgesundheitsministerium.de)).
Es ist davon auszugehen, dass der 2021 in vielen Kommunen zu verzeichnende Anstieg der Alkoholvergiftungen wiederum in einem ursächlichen Zusammenhang mit der Lockerung der Beschränkungen zu sehen ist. Wie sich die Zahl der Alkoholvergiftungen längerfristig weiterentwickelt, wird erst dann sicher zu beurteilen sein, wenn sich die pandemiebedingten Effekte aus der Statistik ausgeschlichen haben.
Im Gegensatz zur NRW-Ebene ist auf kommunaler Ebene die Entwicklung der Alkoholvergiftungen aufgrund der naturgemäß niedrigeren Fallzahlen stärkeren Schwankungen unterworfen. Trotz dieser Schwankungen ist auch in Herne seit 2011 ein insgesamt rückläufiger Trend zu verzeichnen. So wurden noch vor 10 Jahren über 50% mehr Kinder und Jugendliche aufgrund einer Alkoholvergiftung stationär behandelt als 2021.
Nach einem deutlichen Rückgang der Alkoholvergiftungen im Jahr 2020 (-53,7%), ist in Herne nach Aufhebung der beschränkenden Maßnahmen in 2021 wieder eine Zunahme der Fälle zu erkennen (+4 Fälle bzw. +16%). Insgesamt wurden im Jahr 2021 29 junge Menschen im Alter von 10 bis 19 Jahren (davon 26 Personen im Alter von 15 bis 19 Jahren) mit dieser Diagnose stationär behandelt.
Auch wenn sich auf NRW-Ebene der rückläufige Trend fortsetzt, kann dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass in einer Vielzahl von Kommunen im Jahr 2021 ein Anstieg der Alkoholvergiftungen zu verzeichnen war. Dabei zeigt der interkommunale Fallzahlvergleich eine hohe Spannbreite. So fiel in der Stadt Mühlheim der Anstieg 2021 mit +175% am höchsten und der Rückgang in der Stadt Remscheid mit -58,6% am niedrigsten aus. Herne liegt mit +16% damit in einem eher mittleren Bereich. Um eine bessere Vergleichbarkeit herzustellen, lohnt es sich die Fallzahl in Bezug zur gleichaltrigen Bevölkerung zu setzen. Hierbei war die Stadt Hamm mit 0,32% der gleichaltrigen Bevölkerung am stärksten betroffen. Eine Reihe von Städten wie etwa Bochum bildeten mit 0,10% den niedrigsten Wert ab. Auch hier liegt Herne mit 0,20% im Mittelfeld.
Jede Alkoholvergiftung bei Kindern oder Jugendlichen stellt ein gravierendes Gesundheitsrisiko dar. Jugendliche von 15 bis unter 20 Jahre sind besonders gefährdet. Suchtprävention und Suchtberatung sind daher für diese Altersgruppe von besonderer Relevanz. Diese Aufgaben werden in der Stadt Herne auf der Grundlage einer vertraglichen Vereinbarung durch die Jugend-, Konflikt und Drogenberatung e.V. (JKD) wahrgenommen.
Im Rahmen der aktuell laufenden Kooperativen kommunalen Suchthilfeplanung (KKSHP) werden die Präventions- und Beratungsangebote für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene im Hinblick auf Bedarfsorientierung, Qualität und Effizienz genauer betrachtet. An diesem Prozess ist auch der Fachbereich Kinder, Jugend und Familie beteiligt.
Der angesprochene Sachbericht zum Projekt „Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Substanz- und Medienkonsum Jugendlicher und junger Erwachsener in Deutschland“ sowie eine Powerpoint-Präsentation zum Thema des TOP werden von Frau Dr. Burrichter für die Sitzungsniederschrift zur Verfügung gestellt und dementsprechend als Anlage der Niederschrift beigefügt.
Der Sachstandsbericht der Verwaltung zum Thema Alkoholvergiftungen von Jugendlichen in Herne wird vom Ausschuss für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Senioren zur Kenntnis genommen.