|
Wortprotokoll Beschluss Abstimmungsergebnis |
Die Verwaltung beantwortet die Anfrage wie folgt:
Innerhalb der Verwaltung befassen sich verschiedene Stellen mit den Themen Mobbing und Cybermobbing und stehen hierzu auch im Austausch mit den Schulen. Beispielsweise die Schulberatungsstelle, die Koordinierungsstelle Schulsozialarbeit oder auch das Bildungsbüro.
Quantitative Daten zur Verbreitung von Mobbing und Cybermobbing in Herne wurden im Rahmen der UWE-Befragungen gewonnen. Das sind Erhebungen, die das Bildungsbüro in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für interdisziplinäre Regionalforschung bereits mehrfach und für unterschiedliche Altersgruppen durchgeführt hat.
Im Jahr 2021 gaben 9% der befragten Schüler*innen im Alter zwischen 12 und 16 Jahren an, im Verlauf des letzten Monats Erfahrungen mit Cyber-Mobbing gemacht zu haben.
Eine Befragung unter 4-Klässlern aus dem Jahr 2020 kam zu dem gleichen Ergebnis.
Die Dunkelziffer schulischer Mobbing-Delikte ist sehr schwer zu schätzen. Grundsätzlich ist aber davon auszugehen, dass viele Mobbing-Delikte nicht gemeldet werden. Zum Beispiel, weil sich Betroffene schämen, Opfer geworden zu sein, weil sie nicht als „Petze“ abgestempelt werden wollen, oder weil den Schüler*innen zum Teil auch gar nicht bewusst ist, dass sie Opfer eines Mobbing-Delikts geworden sind.
Bundesweite Untersuchungen gehen von einer Opferrate von 10 - 40 % aus.
Die Werte schwanken deshalb so stark, weil nicht eindeutig definiert ist, ab welcher Schwelle von Mobbing gesprochen wird. Die verschiedenen Untersuchungen arbeiten also mit unterschiedlichen Konstruktionen.
Ein zentrales, stadtweites Meldewesen für Mobbing gibt es in Herne nicht. Es gibt jedoch Stellen in der Verwaltung (Schulsozialarbeit, Schulberatungsstelle) die eng mit den Schulen zusammenarbeiten und bei Mobbingfällen eingeschaltet und hinzugezogen werden können. Auch der kriminalpräventive Dienst der Polizei ist ansprechbar, wenn Mobbing-Delikte auftreten. Die Befassung dieser Stellen stellt aber nach unseren Erkenntnissen die Ausnahme dar. Der Großteil der Konfliktfälle wird an und von den Schulen direkt bearbeitet.
In Herne gibt es eine ganze Reihe an präventiven Instrumenten und Strukturen, die sich gegen Mobbing richten.
Auf Ebene der Schulen sind das beispielsweise die Ausbildung und Begleitung von Streitschlichtern, die Etablierung von Klassenräten, die Benennung von Vertrauens- und Beratungslehrer*innen oder Projekte zur Stärkung der Sozialkompetenz und des Klassenzusammenhalts. Außerdem gibt es an den Schulen Teams für Gewaltprävention und Krisenintervention, welche im Bedarfsfall aktiv werden.
Ein wichtiger Aspekt ist die systematische Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften im Hinblick auf Mobbing. Die Schulberatungsstelle bietet beispielsweise bedarfsorientierte Fortbildungsangebote für Fachkräfte an. Auch werden die Beratungslehrer*innen durch die Schulberatungsstelle geschult. Darüber hinaus unterstützt die Schulberatungsstelle Schulen durch die fachliche Begleitung konzeptueller Entwicklungsprozesse im Bereich Gewaltprävention.
Auch im Bereich der Schulsozialarbeit spielen regelmäßiger Austausch, Vernetzung und kontinuierliche Qualifizierung eine wichtige Rolle. So gibt es beispielsweise einen Qualitätszirkel Schulsozialarbeit, der sich regelmäßig über neue Projekte, Materialien, Fachkonzepte austauscht. Darüber hinaus organisiert die Schulsozialarbeit eigene Angebote die insbesondere auf eine Stärkung der Sozialkompetenz und des Zusammengehörigkeitsgefühls der Schülerinnen und Schüler abzielen.
Im Hinblick auf Cybermobbing ist vor allem auch das Projekt Medienscouts NRW erwähnenswert. Das Projekt unterstützt weiterführende Schulen dabei, präventiv Probleme wie Cybermobbing, Sexting, Datenmissbrauch und exzessive Mediennutzung im schulischen Alltag aufzugreifen und zu bearbeiten. Kern des Angebots ist, dass Jugendliche als Medienscouts geschult werden und dann andere Schüler*innen bei ihrer Mediennutzung begleiten.
Cyber-Mobbing steht auch im Fokus eines weiteren Projekts, das kurz vor dem Start steht. Im Rahmen des Projekts „Kompetent und sicher in der digitalen Welt“ sollen Instrumente, Methoden und Verfahrensschemata zur Förderung der Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen erarbeitet, erprobt und in einer Handreichung für Fachkräfte zusammengeführt werden. Ziel ist die Verzahnung von Instrumenten zur Stärkung von Medienkompetenz im Sinne einer strukturierten Maßnahmenkette entlang der Bildungsstufen. Der gesamte Prozess soll extern begleitet werden. Ein entsprechender Förderantrag bei der Brost-Stiftung wurde bereits erfolgreich gestellt. Der Projektstart ist für das erste Quartal angedacht.
Die App kann möglicherweise im Einzelfall hilfreich sein, als systemischer Ansatz wird sie aber als weniger relevant eingeschätzt. Die App hat entscheidende Hürden: Sie ist für die Schulen mit Kosten verbunden, die Schüler*innen müssen sie kennen, die App muss installiert sein, man muss quasi im Moment der Mobbingproblematik daran denken, dass es die App gibt.
Für Bedeutsamer werden die bisherigen, unter 4. beschriebenen etablierten Strukturen und Maßnahmen an den Schulen eingeschätzt.