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Beschluss |
Sachverhalt:
Der Teich im Voßnacken ist seit je her Lebensstätte gefährdeter Amphibien-, Insekten- und Vogelarten. Bereits vor 50 Jahren und auch noch eher wanderten Schulklassen zu diesem Ort, um den Kindern die Natur näher zu bringen. Später wurde das gesamte Gebiet zum Naturschutzgebiet erklärt, um die feuchten bis nassen Waldgebiete zu erhalten.
Seit geraumer Zeit wird nun beobachtet, dass der Boden dort immer trockener wird.
Ich spreche nicht von der natürlichen Austrocknung durch heiße Sommer. Hier füllte sich das Wasser stets selbstständig wieder auf. Seit einigen Monaten ist der Teich komplett ausgetrocknet. Es ist zu befürchten, dass es sich hierbei nicht nur um einen vorrübergehenden Zustand handelt.
Vor diesem Hintergrund bitte ich die Verwaltung um Beantwortung der folgenden Fragen:
1. Ist der Verwaltung der Zustand des Teichs im Voßnacken bekannt?
2. Könnte die Austrocknung durch die Baumaßnahmen der Emschergenossenschaft an der Josefinen- und der Castroper Straße verursacht sein?
3. Welche anderen Gründe könnten aus Sicht der Verwaltung für diesen Zustand ver- antwortlich sein?
4. Sieht die Verwaltung Möglichkeiten den Urzustand des Teichs wieder herzustellen?
Die Verwaltung gibt Folgendes zu Protokoll:
Zu 1.:
Ja, der Zustand ist bekannt.
Zu 2.:
Ob die beiden aufgeführten Baumaßnahmen Einfluss auf den Wasserstand des Voßnacken-Teiches nehmen, ist in den entsprechenden wasserrechtlichen Genehmigungsverfahren untersucht worden. Laut der vorliegenden geologischen Gutachten, ist ein direkter Einfluss der Baumaßnahmen auf den Wasserstand des Teiches zu verneinen.
Zu 3.:
Gründe für das „temporäre Trockenfallen“ des Teiches sind aus hiesiger Sicht zum großen Teil die Wetterverhältnisse der vergangenen 3 Jahre:
Überdurchschnittliche Wärme und damit verbunden hohe Verdunstungsraten sowie geringe Niederschläge und der daraus resultierenden geringen Grundwasserneubildung. Wenn größere Niederschläge stattfanden, dann waren es häufig Starkregenereignisse, die einen direkten Abfluss und keine Grundwasserneubildung erzeugen.
Auch haben die zahlreichen Baumaßnahmen der Emschergenpssenschaft, der Stadtentwässerung Herne und anderen zu einer nennenswerten Entnahmemenge von Grundwasser geführt. Da dabei häufig der tiefe Grudnwasserleiter des Emschermergels betroffen ist, sind die Einflüsse auch großräumig wirksam. Das bedeutet, dass auch Grundwasserentnahmen außerhalb von Herne einen Einfluss haben. Auch können Tiefbaumaßnahmen selbst Veränderungen bei den Grundwasserströmungen verursachen. Dies ist auch gerade dann der Fall, wenn bei Baumaßnahmen Grundwasserstockwerke miteinander verbunden werden.
Zu 4.:
Die Verwaltung erwartet ein Wiederansteigen des Grundwasserstands im betreffenden Bereich, wenn es jetzt in den Wintermonaten vermehrt und vor allem ergiebig regnet. In den Wintern 2018/2019 und 2019/2020 füllte sich der Teich wieder – auch in diesem Winter wird mit einem Ansteigen des Grundwassers und somit mit einer natürlichen Wiederbefüllung des Teiches gerechnet, wenn es ausreichend regnet.
Ein sehr niedriger Wasserstand und sogar ein kurzzeitiges Austrocknen im Sommer sind für den Amphibienbestand sogar positiv, weil dadurch Fische und andere Räuber nicht im Teich überleben können und somit weniger Fressfeinde der Amphibien vorhanden sind.
Zukünftig muss aber – bedingt durch die bekannten Klimaveränderungen – mit größeren Schwankungen der Grundwasserbestände in den oberen Grundwasserstockwerken gerechnet werden.
Auch die Austrocknung von anderen Fließgewässern in Herne wird zukünftig voraussichtlich zu beobachten sein. Der Ruhrverband hat jüngst darauf hingewiesen, dass die Ruhr ohne Wasserstandregulierung durch die Stauseen im Sauerland im letzten Sommer trockengefallen wäre.
Man kann dem nur entgegenwirken, wenn bei versiegelten Flächen die Ableitung des Niederschlagswassers nicht in die Kanalnetze oder direkt in ein Oberflächengewässer erfolgt, sondern wenn durch Verrieselung und Versickerung vor Ort der Grundwasserleiter gestärkt wird.