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Beschluss |
Nach dem oben erwähnten Wintereinbruch mit stärkerem Schneefall dauerte es nach Aussagen vieler Mitbürger und auch nach meinen eigenen Beobachtungen extrem lange, bis die Straßen im Stadtbezirk Sodingen, wie in der gesamten Stadt Herne in einem einigermaßen gefahrlos zu befahrenden Zustand waren, obwohl der Schneefall schon Tage vorher in den Wetterberichten angekündigt worden war.
Selbst Hauptverkehrsstraßen waren noch mehrere Tage nach dem Schneefall offensichtlich nicht ausreichend geräumt. Nebenstraßen (auch viel befahrene) und Radwege waren überhaupt nicht geräumt oder abgestreut worden.
Ein Blick über die Stadtgrenzen nach Bochum, Castrop-Rauxel und Recklinghausen zeigte hier deutlich bessere Verhältnisse.
Daher möchte ich Sie bitten, folgende Anfrage von der Verwaltung beantworten zu lassen:
1. Wie beurteilt die Verwaltung die Qualität des Winterdienstes im genannten Zeitraum?
2. Welche Erklärung gibt es für den unzureichenden Zustand von Straßen und Radwegen?
3. Wie erklärt sich die Verwaltung den deutlichen Unterschied zu den Ergebnissen des Winterdienstes in den Nachbarstädten?
Herr Westemeyer beantwortet die Anfrage wie folgt:
Die
Winterdienstpflichten in Herne sind entsprechend der Straßenreinigungssatzung
auf mehrere Verantwortliche verteilt.
Entsorgung herne ist zuständig für die öffentlichen
Verkehrsflächen und hier insbesondere die Fahrbahnen. Die Stadt kümmert sich
mit einer Vielzahl von Mitarbeitern um das Freiräumen von Gehwegen bzw.
Querungsmöglichkeiten an Straßenkreuzungen vor öffentlichen Grundstücken und
ist, wie auch der private Grundstückseigentümer, für das Räumen des Gehweges
vor den eigenen Grundstücken verantwortlich. Dies gilt für eine Gehwegbreite
von 70 cm und in Fußgängerzonen für eine Breite von 2,50 m.
Um die Aufgaben
zu erfüllen, richtet entsorgung
herne in der Zeit vom 15. Dezember bis 15. März jeden Jahres eine
Rufbereitschaft ein. In dieser Zeit sind bis zu 11 Fahrer, 6 Straßenreiniger
und ein Einsatzleiter in einer wöchentlichen Dauerbereitschaft.
Zur
Aufgabenerfüllung hält entsorgung herne folgende Sachmittel vor:
7 große
Streufahrzeuge für die Fahrbahnen und öffentlichen Verkehrsflächen
2 kleine
Streufahrzeuge für die verkehrswichtigen Radwege
2 Klein-LKW mit
jeweils 3 Reinigern für Fußzonen, Bahnhofsvorplätze usw.
Mit den
vorgenannten Sachmitteln ist ein reiner Streudienst organisiert. Gestreut wird
Trockensalz, das am Streuteller mit einer flüssigen Magnesiumchloridlösung
zwecks besserer Wirksamkeit und geringerem Salzverbrauch gemischt wird.
Bei jedem
Volleinsatz werden so ca. 35.000 kg Salz und ca. 6.000 l Magnesiumchlorid auf
die Fahrbahnen aufgebracht. Vom 01.01.2009 bis heute erfolgten 14 Volleinsätze;
der Gesamtverbrauch von Salz liegt damit bei 490.000 kg, von Magnesiumchlorid
bei 80.000 l.
Bei massivem
Schneefall stehen für das Räumen entsprechender Flächen wie Märkte, Fußzonen,
Parkplätze etc. drei an die großen
Streufahrzeuge anbaubare Schneepflüge zur Verfügung.
Entsorgung herne
hat die öffentlich gewidmeten Straßen entsprechend ihrer Verkehrsbedeutung in
zwei Stufen eingeteilt. In Stufe 1 werden alle Hauptverkehrsstraßen, Straßen
mit öffentlichem Personennahverkehr sowie Straßen mit deutlichen Steigungen
oder Gefälle und Zufahrtstraßen zu Krankenhäusern und Schulen mit einer
Feuchtsalzlösung behandelt.
Stufe 2 betrifft
alle übrigen Straßen, die nachrangig angefahren werden, wobei nach Auffassung
von entsorgung herne in den reinen Anliegerstraßen kein Salz ausgebracht wird.
Zum Einen sprechen Umweltaspekte (Chlorideintrag ins Grundwasser) zum Anderen
auch Aspekte der Verkehrssicherheit (langsameres Fahrtempo als bei geräumten
Straßen) für diese Vorgehensweise. So ist anerkannt, dass Fahrzeuge mit
Winterreifen sich auf einer geschlossenen Schneedecke in einem langsamen Tempo
gut und verkehrssicher fortbewe-gen können.
Zu Frage 1.:
Es gibt nichts,
was man nicht besser machen kann. Insoweit prüft entsorgung herne zurzeit, ob
es Bereiche gibt, die in die Streustufe I aufgenommen werden müssen bzw. ob und
welche zusätzlichen Sachmittel die Situation verbessern können. Zu den
tatsächlichen Einsätzen und Abläufen ist Folgendes auszuführen:
Ausweislich der
zu führenden Dokumentation erfolgte der erste Winterdiensteinsatz am 02. Januar
2009. Alle 7 großen Streufahrzeuge waren danach zwischen 12.00 und 15.00 Uhr im
Stadtgebiet unterwegs, um die Fahrbahnen mit Salz abzustreuen.
In der Nacht zum
03. Januar 2009, von 4.20 – 5.35 Uhr, haben sich 2 Winterdienstfahrzeuge auf
eine Kontrollfahrt begeben und hier insbesondere Brücken und Steigungen mit
Salz behandelt.
Am 04. Januar
2009 erfolgte in der Zeit von 7.00 – 9.25 Uhr ebenfalls eine Kontrollfahrt
durch zwei Fahrzeuge. Neben den Brücken und Steigungsstrecken wurden weitere
Straßenzüge mit der Salzlösung behandelt.
Entsprechend
unserer Aufzeichnungen begann der Schneefall in den frühen Nachmittags-stunden.
Gegen 16.00 Uhr wurden die Bereitschaftsdienstmitarbeiter zum Betriebshof
beordert. Alle 7 großen Streufahrzeuge verließen um 16.50 Uhr den Hof und
bearbeiteten alle Straßen der Streustufe 1, auch im Gebiet Sodingen, wo sich
die Streureviere 4 und 5 befinden.
Von 17.15 –
20.45 Uhr waren auch die Handkolonnen unterwegs, um im Stadtgebiet Wanne und
Herne die Fußzonen freizubekommen. Ein zweiter Streudurchgang mit allen 7
Streufahrzeugen wurde zudem von 20.00 – 22.20 Uhr durchgeführt.
Die Menge des
Schnees und die tiefen Temperaturen (bis in den zweistelligen Minusbereich)
haben wesentlich dazu beigetragen, dass der Schnee nicht in gewohnter Weise
entfernt werden konnte.
Am Montag, dem
05. Januar 2009, wurde zu Dienstbeginn der Streueinsatz wiederholt, zudem
befuhren die mit den 3 Schneepflügen ausgestatteten Streufahrzeuge Teile der
Sodinger Straße, Friedrich der Große, Holsterhauser Straße und
Durchgangsstraßen im Bereich Wanne-Eickel und räumten dort wo möglich den
Schnee beiseite.
Aus den
vorstehenden Ausführungen wird deutlich, dass entsorgung herne mit allen zur
Verfügung stehenden Mitarbeitern und Sachmitteln im Einsatz war.
Es sind auch
keine schwerwiegenden Verkehrsunfälle bekannt geworden, insoweit bewertet
entsorgung herne den Ablauf und die Qualität des Winterdienstes anders als der
Fragesteller. Die Beseitigung solcher Naturereignisse (wie sie in dieser
Intensität seit vielen Jahren nicht mehr vorgekommen sind) dauert seine Zeit
und erfordert auch eine gewisse Geduld der Verkehrsteilnehmer.
Herne liegt in
einer gemäßigten Klimazone. Der letzte Einsatz mit Schneepflügen liegt bereits
viele Jahre zurück. Insofern ist es auch eine Frage der Verhältnismäßigkeit,
mit welchen und wieviel Sachmitteln der öffentliche Winterdienst ausgestattet
wird. Die vor drei Jahren begonnene Umrüstung auf moderne Feuchtsalzstreuer hat
je Fahrzeug rd. 50.000,- € gekostet. Der Einsatz beschränkt sich auf wenige
Tage im Jahr, dies gilt für alle Sachmittel des Winterdienstes. Insoweit ist
immer auch abzuwägen, welche Lasten man dem Gebüh-renzahler aufbürden will.
Niedrige Winterdienstgebühren bei umfassenden Dienstleistungen, beides geht
nicht zusammen.
Zu Frage 2.:
Die hohen
Schneemengen und die lang anhaltenden, tiefen Temperaturen haben die Wirkung
der Feuchtsalzlösung wesentlich eingeschränkt und deutlich verzögert. Zum Teil
ist bereits zur Frage 1 hierauf eingegangen worden.
Ein stärkerer
Einsatz der Schneepflüge hätte sicherlich dazu beigetragen, dass die Fahrbahnen
„ebener„ allerdings auch nicht schneefrei befahrbar gewesen wären. Zum Einen
verfügt entsorgung herne nur über drei Pflüge, zum Anderen muss darauf
aufmerksam gemacht werden, dass beim Räumeinsatz der weggeschobene Schnee sich
am Fahrbahnrand aufhäuft und dort parkende Autos stark behindert. Ein Aspekt,
den es zu beachten gilt, wenn man sich nicht den Unmut dieser Autofahrer
zuziehen will.
Zu Frage 3.:
Entsorgung herne
ist nicht bekannt, wie der Winterdienst bzw. die Streupläne in den
Nachbarstädten gestaltet werden. Es ist aber überall üblich, zwischen
Anliegerstraßen und Hauptverkehrsstraßen zu unterscheiden und dementsprechend
den Einsatz differenziert vorzunehmen.
Entsorgung herne
will die Ergebnisse mangels Kenntnis von den örtlichen Gegebenheiten auch nicht
werten. Vorliegende Zeitungsmeldungen zeigen, dass der Eindruck in jeder Stadt
subjektiv geschildert wird. So gibt es auch Berichte, z.B. aus der WAZ Bochum,
wo die mangelnde Räumung bestimmter Ortsteile und Straßen kritisiert und die
Situation in Herne und Recklinghausen als besser bewertet wird.
In einem Artikel
des Wochenblattes Herne vom 07. Januar 2009 bedankt sich eine Leserin
ausdrücklich für die gute Vorarbeit von entsorgung herne in den Straßen in
Wanne-Eickel.
Dies zeigt, dass
die Auswirkungen schon sehr subjektiv bewertet werden und der vielleicht nicht
gute Zustand in einigen Straßen auf das ganze Stadtgebiet übertragen wird. Dass
dabei jeweils die Nachbarstädte immer ein Stückchen besser wegkommen, liegt
vielleicht daran, dass, wenn man aus einer nicht geräumten Anliegerstraße in
der eigenen Stadt auf dem Weg in die Nachbarstadt ist, meist
Hauptverkehrsstraßen benutzt. Diese werden in allen Städten als erstes
behandelt und sind dementsprechend freier zu befahren, was natürlich zu einem
positiveren Eindruck führt.